Was ist der natürliche Zins?

Georg Steiner
| 3 min read

Der natürliche Zins ist ein Konzept aus der Volkswirtschaftslehre, das sich auf den theoretischen Zinssatz bezieht, der eine wirtschaftliche Gleichgewichtslage herstellt. Dabei gleichen sich das Angebot an Ersparnissen und die Nachfrage nach Investitionen aus.

Er kann als der Zinssatz definiert werden, der das Sparen und die Investitionen auf lange Sicht im Einklang hält und somit das wirtschaftliche Gleichgewicht aufrechterhält. Er wird auch als „neutraler“ oder „gleichgewichtiger“ Zinssatz bezeichnet. Diesen erhält ein Investor als Nettorendite für seine Investition. Jeder Eingriff stellt dabei eine Art “Gleichgewichtsstörung” dar.

Starker Einfluss auf das Konsumverhalten

Der natürliche Zins wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie beispielsweise der Produktivität, der Bevölkerungsentwicklung, der Technologie, der Investitionsbereitschaft und der Konsumneigung der Menschen. Wenn der natürliche Zins niedrig ist, tendieren die Menschen eher dazu zu investieren und weniger zu sparen, was zu einer höheren wirtschaftlichen Aktivität und einem höheren Wachstum führen kann. 

Wenn der natürliche Zins jedoch hoch ist, tendieren die Menschen eher dazu zu sparen und weniger zu investieren. Das bremst die wirtschaftlichen Aktivitäten und führt zu einem niedrigeren Wachstum.

Notenbanken sind entscheidend

Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken hat Einfluss auf den natürlichen Zins, da sie die Anreize für die Menschen beeinflusst, zu sparen oder zu investieren. Wenn die Zinssätze niedrig sind, werden die Anreize zum Sparen reduziert. 

Das unterstützt den Konsum und treibt das Wirtschaftswachstum an. Gleichzeitig machen niedrige Zinssätze riskantere Anlagen wie Kryptowährungen für Investoren interessant. Davon haben auch Kryptowährungen lange Zeit profitiert.

Jedoch kann die langanhaltende Niedrigzinspolitik auch zu einer Verzerrung des natürlichen Zinssatzes führen, da sie die Anreize zur Überinvestition schafft und die Bildung von Blasen in bestimmten Wirtschaftssektoren fördert. Das kann auf lange Sicht zu einer Instabilität in der Wirtschaft führen. In dieser Situation befindet sich die Weltwirtschaft gerade. Die lange anhaltende Niedrigzinspolitik hat gleichzeitig die Zombifizierung der Wirtschaft befördert.

Unternehmen, die sich unter normalen Umständen nicht am Markt halten können, profitierten lange Zeit von den niedrigen Zinsen. Jetzt bekommen sie die deutlich gestiegenen Kosten von Krediten dramatisch zu spüren. Der Eingriff der Notenbanken in den natürlichen Zins kann daher sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben, abhängig von den Umständen und der Art des Eingriffs.

Auf den künstlichen Boom folgt das böse Erwachen

Zu den negativen Auswirkungen der starken Eingriffe gehören unter anderem eine erhöhte Inflation, da niedrige Zinssätze die Kreditaufnahme und den Konsum anregen und dadurch die Nachfrage steigt, was zu höheren Preisen führen kann. Auch die Bildung von Blasen in bestimmten Wirtschaftssektoren, wie z. B. am Aktienmarkt oder am Immobilienmarkt, kann zu einer Instabilität in der Wirtschaft führen, wenn diese Blasen platzen. Bestes Beispiel dafür war die Immobilienblase, die zur letzten großen Weltwirtschaftskrise 2007/2008 führte.

Zusätzlich kann ein zu starker Eingriff der Notenbanken in den natürlichen Zins auch das Vertrauen der Investoren in die Wirtschaft und das Finanzsystem beeinträchtigen. Sie könnten befürchten, dass die Notenbanken die Zinssätze zu stark manipulieren und dadurch unerwünschte Folgen entstehen. Letztendlich hängen die Auswirkungen des Eingriffs der Notenbanken in den natürlichen Zins von vielen Faktoren ab und sind von Fall zu Fall zu bewerten.

Die Geschichte zeigt jedoch immer wieder, dass der natürliche Zins langfristig nicht unterdrückt werden kann. Er sucht so lange einen Ausweg, bis künstliche erzeugte Blasen im Finanzsystem platzen.

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