Der umstrittene Ökonom Thomas Piketty und seine Kritik am Kapitalismus

Georg Steiner
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Als der bis dahin völlig unbekannte Ökonom vor 10 Jahren sein Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ veröffentlichte, avancierte er sofort zum Star. Vor allem sozialistisch geprägte Politiker feierten den Franzosen als Beweis für ihre Ideen.

Ökonom Piketty

Heute gilt Piketty als prägender Ökonom der Wirtschaftswissenschaften. Er konzentriert sich auf die Erforschung der Einkommensgleichheit und kritisiert vor allem die Ungleichheit bei der Verteilung von Vermögen. Dort wo John Maynard Keynes zu liberal war, greift Piketty in die Vollen.

Karl Marx Reloaded?


Sein Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ lehnt sich im Titel nicht umsonst an „Das Kapital“ von Karl Marx an. Wie sein berühmter Vorgänger kritisiert er die Akkumulation von Vermögen in den Händen weniger. Dies würde die Einkommensungleichheit weiter verstärken.

In seiner zentralen These geht Piketty davon aus, dass wenn die Kapitalrendite höher sei als das Wirtschaftswachstum, die Ungleichheit zwangsläufig zunehmen würde. Piketty plädiert daher für eine progressive Vermögenssteuer, die im „Idealfall“ auf bis zu 90 Prozent ansteigt.

Massive Kritik von allen Seiten

Die Ideen und Vorschläge des Ökonomen lösten damals wie heute heftige Diskussionen aus. Kritiker konnten ihm bald nachweisen, dass sein Zahlenmaterial, dessen umfangreiche Darstellung im Buch die Basis für seine Schlussfolgerung darstellt, in einigen Bereichen falsch sei. Doch davon abgesehen, befeuerten seine Thesen die öffentliche Diskussion rund um die Themen Vermögensverteilung und Vermögenssteuern.

Enormer Einfluss auf politische Entscheidungen


So erhielt seine Arbeit maßgeblichen Einfluss auf die politische Debatte. In Frankreich beriet Piketty die Regierung, in anderen Ländern wurden seine Ideen Grundlage für die Formulierung neuer politischer Ideen, die darauf abzielen, Vermögen verstärkt zu besteuern. Mittlerweile hat er seine Ideen weiterentwickelt und in weiteren Veröffentlichungen dargestellt.

Seine Anhänger feiern seine Arbeit als wichtigen Beitrag zur Verwirklichung von mehr Gerechtigkeit, seine Kritiker halten ihn für einen Scharlatan, dessen Arbeit in vielen Punkten angreifbar wäre. Dazu zählen unter anderem:

  • Die fehlende Qualität seiner Daten
  • Pessimistische Vorhersagen
  • Die nicht berücksichtigte Mobilität des Kapitals
  • Das Fehlen von Innovation und Technologie, sowie kultureller und sozialer Faktoren
  • Seine politische Voreingenommenheit

Piketty ist in seinen späteren Arbeiten auf die Kritikpunkte zwar eingegangen, hat jedoch seine Stoßrichtung nie verändert. Er lässt vor allem das Thema Eigenverantwortung völlig außer Acht. Wer seine Rücklagen auf verschiedene „finanzielle Schultern“ verteilt, kann auch in Krisenzeiten Vermögensverluste abfangen. Kryptowährungen eigenen sich ebenfalls dazu, nicht umsonst suchen regelmäßig neue Projekte, wie Bitcoin Minetrix, neue Anleger.