Mitten in der Krise ändert die EU ihr Zahlungssystem

Georg Steiner
| 5 min read

Das TARGET2-System ist ein Zahlungsverkehrssystem der Europäischen Zentralbank (EZB), das für den reibungslosen Austausch von Geldern zwischen den nationalen Zentralbanken (NZB) innerhalb des Eurosystems sorgt. Es wurde 1999 eingeführt und ermöglicht als Clearing-System die Abwicklung von grenzüberschreitenden Zahlungen innerhalb des Euroraums und stellt somit einen wichtigen Bestandteil des europäischen Zahlungsverkehrs dar.

Zahlungsweise

Die Funktionsweise des TARGET2-Systems ist relativ einfach. Wenn eine Überweisung von einem Konto in einem Euro-Land auf ein Konto in einem anderen Euro-Land getätigt wird, geht die Überweisung an die Zentralbank des jeweiligen Landes. Die Zentralbank des Absenders zieht den entsprechenden Betrag vom Konto des Absenders ab und überweist ihn an die Zentralbank des Empfängers. Diese schreibt den Betrag dann dem Konto des Empfängers gut.

Zentrale Rolle im europäischen Geldsystem

Das TARGET2-System spielt eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Wirtschaft innerhalb des Euroraums. Es gewährleistet die reibungslose Abwicklung von Zahlungen und trägt somit zur Stärkung des Vertrauens in den Euro als Währung bei. Es ermöglicht auch die effektive Durchführung der Geldpolitik innerhalb des Euroraums, da es der EZB ermöglicht, die Liquidität im System zu steuern.

Bei TARGET2 gibt es zwei Hauptarten von Transaktionen: Zahlungen und Kreditvergabe. Bei den Zahlungen handelt es sich um den Austausch von Währungen zwischen den Zentralbanken der verschiedenen Mitgliedstaaten. Diese Transaktionen werden in Echtzeit abgewickelt und sorgen somit dafür, dass der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr innerhalb der EU schnell und effizient abläuft.

Sichert die Liquidität der Banken

Die Kreditvergabe im Rahmen des TARGET2-Systems ermöglicht es den Zentralbanken, sich gegenseitig Geld zu leihen. Hierbei werden Kredite zu bestimmten Zinssätzen vergeben, um kurzfristige Engpässe im Zahlungsverkehr zu überbrücken. Die Kreditvergabe ist dabei ein wichtiger Bestandteil des Systems, da sie sicherstellt, dass die Zentralbanken immer genügend Liquidität haben, um den Zahlungsverkehr innerhalb der EU zu gewährleisten.

Es gibt eine Reihe von Herausforderungen, die mit dem TARGET2-System verbunden sind, darunter:

  • Risiken im Zusammenhang mit der Liquidität: TARGET2 ermöglicht es den nationalen Zentralbanken, Transaktionen untereinander auszugleichen, was dazu führen kann, dass eine Zentralbank mehr Geld an eine andere Zentralbank überweist, als sie von dieser Zentralbank erhalten hat. Dies kann zu Liquiditätsproblemen führen, insbesondere wenn eine Zentralbank nicht in der Lage ist, ihre Verbindlichkeiten auszugleichen.
  • Zunahme der grenzüberschreitenden Zahlungen: Mit der zunehmenden Globalisierung nehmen auch die grenzüberschreitenden Zahlungen zu. Dies stellt eine Herausforderung für das TARGET2-System dar, da es sicherstellen muss, dass die Transaktionen schnell und sicher abgewickelt werden.
  • Risiken im Zusammenhang mit der Cyber-Sicherheit: Das TARGET2-System ist ein wichtiger Bestandteil des Finanzsystems der Europäischen Union und als solches ein potenzielles Ziel für Cyberangriffe. Die Europäische Zentralbank hat daher strenge Sicherheitsmaßnahmen implementiert, um das System vor Angriffen zu schützen.
  • Einhaltung von Vorschriften: Das TARGET2-System unterliegt verschiedenen Regulierungen, die sicherstellen sollen, dass es sicher und effektiv funktioniert. Die Einhaltung dieser Vorschriften stellt eine Herausforderung dar und erfordert kontinuierliche Überwachung und Anpassung.
  • Auswirkungen von politischen Ereignissen: Politische Ereignisse, wie beispielsweise der Brexit, können Auswirkungen auf das TARGET2-System haben, insbesondere wenn sie zu Veränderungen in den Währungsbeziehungen innerhalb der EU führen.

Hans Werner Sinn hält davon nichts

Der bekannte deutsche Ökonom Hans Werner Sinn, ehemaliger Präsident des ifo Instituts, hat eine kritische Haltung gegenüber dem TARGET2-System und den Auswirkungen auf Deutschland. Seiner Meinung nach gibt es drei Hauptprobleme:

  1. Haftungsrisiko: Deutschland hat im Rahmen des TARGET2-Systems erhebliche Verbindlichkeiten gegenüber anderen Ländern aufgebaut. Da Deutschland als Nettoexporteur Überschüsse im Außenhandel erzielt, fließen diese Gelder in das Ausland und werden über das TARGET2-System abgewickelt. Wenn ein Land jedoch zahlungsunfähig wird, muss Deutschland für seine Verbindlichkeiten haften.
  2. Inflationsrisiko: Sinn argumentiert, dass das TARGET2-System zu einer Geldschöpfung führt, die nicht durch echte Wirtschaftsleistung gedeckt ist. Dies kann langfristig zu Inflation führen.
  3. Fehlanreize: Das TARGET2-System bietet Anreize für Länder, die über ihre Verhältnisse leben, da sie unbegrenzten Zugang zu Krediten haben, um ihre Handelsdefizite auszugleichen. Dies kann zu einer Verschuldungskrise führen, wenn diese Länder ihre Verbindlichkeiten nicht zurückzahlen können.

Sinn schlug vor, dass Deutschland aus dem TARGET2-System aussteigen sollte, um sich vor den potenziellen Risiken zu schützen. Er argumentiert, dass Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas durch das TARGET2-System einem erheblichen finanziellen Risiko ausgesetzt ist. Er behauptet, dass Deutschland im Fall eines Zusammenbruchs des Euro-Systems hohe Verluste aus dem TARGET2-System erleiden könnte.

Deutschlands enorme Forderungen

Insbesondere bezieht sich Sinn auf die Tatsache, dass die Bundesbank im Rahmen des TARGET2-Systems Forderungen gegenüber anderen Zentralbanken in der Eurozone aufgebaut hat, die mittlerweile sehr hoch sind. Wenn ein Land aus der Eurozone ausscheidet oder wenn das Euro-System zusammenbricht, könnte Deutschland seine Forderungen aus dem TARGET2-System möglicherweise nicht mehr zurückfordern.

Euroscheine

Sinn schlägt vor, dass Deutschland aus dem TARGET2-System aussteigen und stattdessen ein neues Zahlungssystem schaffen sollte, das auf der Verwendung von Eurobonds und der gemeinsamen Haftung der Mitgliedstaaten basiert. Dies würde seiner Ansicht nach das Risiko für Deutschland verringern und den Zusammenhalt in der Eurozone stärken.

T2 ersetzt TARGET2

Jetzt hat sich Europa von TARGET2 verabschiedet und den Nachfolger implementiert. Dieser nennt sich nur kurz T2 und soll die Infrastruktur modernisieren, sowie die Effizienz steigern. An der von Hans Werner Sinn aufgezeigten Grundproblematik ändert dies jedoch nichts.

Scheidet ein Land aus der Eurozone aus, müsste die zukünftige Nationalbank des betreffenden Landes die Schulden übernehmen. Kann sie diese nicht begleichen, würde die Last auf die verbleibenden Nationalbanken, entsprechend ihren Anteilen an der EZB, aufgeteilt werden.

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