Löst Bitcoin Gold als Kriseninvestment ab?

Georg Steiner
| 4 min read

Die Unsicherheiten auf den Finanzmärkten lassen viele Menschen nach sicheren Anlagen suchen. Gold erfüllt diese Aufgabe schon seit Jahrhunderten und hat sich auf lange Sicht als zuverlässiger Wertspeicher erwiesen. Das macht sich in Krisenzeiten immer wieder bemerkbar. Dabei tritt ein interessanter Effekt zutage.

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Nach großen Kurseinbrüchen, wie zuletzt im Frühjahr 2021, verliert Gold zunächst an Wert und steigt danach deutlich an. Experten führen dies darauf zurück, dass viele Anleger zunächst Gold verkaufen, um ihre Liquidität zu stärken. Doch anschließend kommt der oben beschriebene Effekt voll zum Tragen. In der Krise suchen viele Anleger den Schutz des Edelmetalls.

Zuletzt kam es jedoch immer wieder zu Diskussionen, ob denn nicht Bitcoin in Zukunft die Funktion von Gold übernehmen könnte. Um diese Frage zu beantworten, gilt es zunächst die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Anlagen herauszuarbeiten.

Die Unterschiede

Bitcoin lässt sich schnell und diskret transferieren. Gold hingegen erfordert eine sichere Verwahrung. Der Zugang zu der digitalen Währung ist einfach, jener zu Gold erfordert den Weg zur Bank oder zum Händler. Für Gold fallen Lagerungskosten und Transportkosten an, während Bitcoin per Knopfdruck gelagert und verkauft werden kann. Gold findet nicht nur als Anlagegut oder Wertspeicher Verwendung, sondern auch in der Industrie.

Das Edelmetall kann man nicht nur als Münze oder Barren, sondern auch als Schmuck kaufen. Die Kryptowährung Bitcoin existiert nicht physisch, sondern nur digital. Das hat aufgrund ihrer Ausprägung jedoch auch den Vorteil, dass die Währung nur theoretisch verboten werden kann. Schließlich funktioniert sie mittels der Blockchain und ist daher dezentral.

Der Besitz von Gold wurde hingegen in seiner langen Geschichte bereits verboten. Das berühmteste Beispiel geht auf den amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt zurück. Seine Regierung verbot im Jahr 1933 Privatpersonen den Besitz von Gold. Dieses bestand ganze 41 Jahre lang und wurde erst im Jahr 1974 aufgehoben.

Hintergrund war damals die Weltwirtschaftskrise. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Pessimisten bei Ausbrechen einer umfassenden Krise neuerlich mit einem Besitz-Verbot des Edelmetalls rechnen. Davon abgesehen gilt Gold als konservative Anlage, während Bitcoin immer noch seinen Ruf als Spekulationsobjekt pflegt.

Die Gemeinsamkeiten

Beide Anlagen können auch als Zahlungsmittel dienen. Bei Gold ist diese jedoch vor allem auf extreme Krisen beschränkt. Beide sind in ihrer Zahl begrenzt, Gold als Vorkommen in den Minen dieser Welt, Bitcoin von vorneherein. Schließlich hat Erfinder Satoshi Nakamoto dies bereits in seinem Whitepaper festgelegt.

Wenn der letzte Bitcoin geschürft ist, werden rund 21 Millionen davon existieren. Tatsächlich werden also sowohl Gold, als auch Bitcoin geschürft. Beide werfen keine Zinserträge ab, sondern bringen ihren Investoren im besten Fall Wertsteigerungen.

Brüder im Geiste

Was die beiden Anlagen verbindet, ist ihr deflationärer Charakter. Bitcoin und Gold sind in ihrer Menge nur begrenzt verfügbar, das macht beides theoretisch immer wertvoller. Daher hat sich Bitcoin zuletzt immer wieder als mögliche Alternative zu Gold ins Spiel gebracht.

Doch dessen Wert schwankt im Vergleich immer noch stärker und weist zusätzlich noch ein weiteres Risiko auf. Gold ist durch seine Verwendung als Schmuck vor einer vollständigen Entwertung größtenteils geschützt. Dieses Risiko kann man bei Bitcoin jedoch nicht ganz ausschließen.

Meinungsmacher treiben den Kurs von Bitcoin an

Schließlich ist es gut möglich, dass eine weitere Kryptowährung am Horizont auftaucht und die Dominanz von Bitcoin beendet. Gleichzeitig ist Bitcoin immer noch sehr stark von Meinungsmachern abhängig. Bestes Beispiel in der jüngeren Vergangenheit waren die Äußerungen von Tesla-Chef Elon Musk.

Er schaffte es mit positiven, sowie negativen Nachrichten den Kurs sowohl nach oben, als auch nach unten zu treiben. Das hängt auch damit zusammen, dass der Markt insgesamt deutlich kleiner ist, als jener von Gold. Das ist auch der Grund für die immer wieder auftretenden Kursschwankungen. Doch nichtsdestotrotz ist Bitcoin auf einem guten Weg, als Alternative zu Gold aufzutreten.

Das Potenzial zum Gold des 21. Jahrhunderts ist da

Zuletzt erregte eine Research-Analystin der Deutschen Bank für Aufsehen, als sie Bitcoin das Potenzial zusprach, das Gold des 21. Jahrhunderts zu werden. Die Bank sieht den Wendepunkt für die Kryptowährung in den nächsten zwei bis drei Jahren kommen. Der Grund liegt scheinbar auf der Hand. Schon seit Jahrhunderten suchen die Menschen nach Möglichkeiten sich von staatlichem Geld unabhängig zu machen, um so Krisen gut zu überstehen.

Diese Funktion hat Gold seit Jahrhunderten gut erfüllt. Doch auch wenn nach Ansicht der Analystin Bitcoin diese Rolle übernehmen könnte, ist sie überzeugt davon, dass die Kryptowährung auch in Zukunft höchst volatil bleiben wird. Doch zahlreiche Experten bleiben weiter skeptisch.

Unterschiedliche Zielrichtungen

So betonte der Börsenexperte Jim Cramer zuletzt, dass es sich bei Gold und Bitcoin um Assets aus unterschiedlichen Anlageklassen handelt. Er sieht keinen Wettbewerb zwischen den beiden und sieht keinen Grund entweder das eine oder das andere aus den Überlegungen auszuschließen. Er bezeichnete Gold als Versicherung, während seiner Meinung nach Bitcoin diese Funktion nicht erfüllen würde. Schließlich spekuliere niemand mit einer Versicherung, sondern nutze diese als Schutz.

Diesen bieten Kryptowährungen wie Bitcoin seiner Ansicht nach derzeit jedoch nicht. Anleger sollten daher die beiden Zielrichtungen von Gold und Bitcoin nicht verwechseln. Eine Investition in die jeweilige Anlage hänge davon ab, welches Ziel man verfolgen möchte. Es zeigt sich also, dass es derzeit verfrüht wäre, Bitcoin als das Gold des 21. Jahrhunderts zu bezeichnen. Natürlich könnte es in einigen Jahren dazu kommen, doch noch ist alles offen.