Was bedeutet der Sieg von Ripple gegen die SEC langfristig?

Georg Steiner
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Die Krypto-Branche jubelt. Ripple hat im Rechtsstreit gegen die amerikanische Börsenaufsicht einen Sieg vor Gericht errungen. Damit geht ein jahrelanger Streit um die Frage, ist Ripple ein Wertpapier zu Ende. Doch das Urteil könnte ungewollte Auswirkungen haben.

Siegertreppchen

Gestern Abend platzte die Bombe. Nach drei Jahren Streit vor Gericht, gab Richterin Analisa Torres Ripple und seiner Kryptowährung XRP im Kampf gegen die SEC Recht und gab bekannt, dass Ripple nicht als Wertpapier einzustufen sei.

Die erwartete Kursexplosion kam prompt

Die Auswirkungen auf XRP waren dramatisch. Der Kurs schoss dramatisch in die Höhe und konnte dieses Niveau in den letzten Stunden im Wesentlichen halten. Schon fragen sich viele Beobachter, welche neuen Kryptowährungen könnten noch von dieser Entwicklung profitieren. Immerhin ist das Momentum an den Markt zurückgekehrt.

So schaffte es gestern beispielsweise der virale Meme-Coin Mr. Hankey innerhalb weniger Stunden nach Start, die Hardcap von 500.000 $. Die Nachfrage überstieg das Angebot deutlich. Bedeutet also das Ripple-Urteil, dass sich jetzt alle Schleusen für den Krypto-Markt öffnen werden?

Wertpapier für Investoren, aber nicht für Private?

Nun, das steht keineswegs fest. Um die Hintergründe zu verstehen, ist es notwendig das Urteil in seinen Details zu kennen und das könnte für die Branche noch Probleme bedeuten. Die Entscheidung der Richterin war nämlich nicht eindeutig zugunsten von Ripple und XRP.

Diese stellte fest, dass XRP von Ripple sehr wohl ein Wertpapier war. Allerdings nur als der Token an institutionelle Anleger und nicht als er an die breite Öffentlichkeit verkauft wurde. Dieser kleine, aber feine Unterschied zeigt, dass das Gericht den Verkauf an institutionelle Anleger anders bewertet als an Privatpersonen.

Knackpunkt Informationsvorteil

Die Richterin verweist in ihrem Urteil darauf, dass sich die institutionellen Anleger der wertpapierähnlichen Eigenschaften von XRP eher bewusst waren als jene Käufer, die XRP über eine Kryptobörse erworben haben. Zu dieser Gruppe zählen traditionell die Kleinanleger. Diese waren laut Meinung der Richterin nicht so gut informiert.

Damit gibt das Urteil beiden Seiten recht. Sowohl die SEC als auch Ripple dürfen sich als Sieger fühlen. Die Entscheidung basiert darauf, wie gut Kleinanleger Kryptowährungen vor einigen Jahren verstanden haben, das lässt aber keine Schlüsse auf die Zukunft zu.

Howey-Test bestanden

Jetzt haben Regulierungsbehörden weltweit damit begonnen, sich genauer zu informieren und wollen sicherstellen, dass die Käufer weitestgehend geschützt werden. Nicht nur die SEC ist bemüht, die Hürden für den Krypto-Markt möglichst hochzuhalten. Die Behörde könnte dazu übergehen, neue Token frühzeitig öffentlich als Wertpapiere zu bezeichnen, um alle Missverständnisse von vorneherein auszuräumen. Das hat sie zuletzt bei verschiedenen Gelegenheiten wie bei MATIC von Polygon schon getan.

Im Urteil verwies die Richterin, wie von vielen Experten erwartet, auf den sogenannten „Howey-Test“. Dieser stellt seit Jahrzehnten fest, ob es sich um ein Wertpapier handelt oder nicht. Ripple hat den Test also vorerst bestanden. Die Entscheidung verweist auch darauf, dass Ripple seinen Käufern auf dem Sekundärmarkt nie etwas versprochen hatte, denn genau das ist ein Kriterium für Wertpapiere.

Kein Vorverkauf an Investoren mehr?

Eine Interpretation des Urteils könnte also lauten, dass auch die zahlreichen Kryptobörsen, die von der SEC unter Beschuss stehen, mit dieser Entscheidung aus dem Schneider sind. Doch das wäre wahrscheinlich zu einfach. Wenn allerdings institutionelle Anleger besser informiert sind als private Anleger, dann könnte sich diese Argumentation auf neue Coins auswirken. 

Wall Street Investoren

Denn wenn der Vorverkauf von Token an Investoren dazu führt, dass diese automatisch als Wertpapier gelten, müssten viele Projekte auf diese Form der Finanzierung verzichten. Schließlich würden Investoren wohl kaum am freien Markt kaufen, wo sie dem Risiko der Volatilität ausgesetzt wären.

Doch noch handelt es sich dabei um Zukunftsmusik. Aktuell hat das Kryptoverse allen Grund zum Feiern, doch die SEC wird ihren Kampf um mehr Einfluss nicht aufgeben.