Kommt am Mittwoch der digitale Euro?

Georg Steiner
| 3 min read

Diese Woche möchte die EU einen Gesetzesvorschlag für den digitalen Euro vorstellen. Ein geleakter Gesetzesentwurf zeigt schon jetzt, was die Europäische Union plant, um den Kryptowährungen Konkurrenz zu machen.

Euro und Smartphone

Dieser zeigt, dass man bei der EZB Angst hat den Anschluss zu verlieren. Einerseits droht Konkurrenz durch die Vielzahl an Kryptowährungen, andererseits durch digitale Währungen anderer Staaten. Schließlich haben oder arbeiten Länder wie China, Kanada, Japan, Schweiz oder Großbritannien an Alternativen zu Bitcoin und Co. Gleichzeitig kommen immer neue Kryptos, wie Wall Street Memes, auf den Markt und machen diesen für die Regulatoren noch unübersichtlicher.

Kein Angriff auf die Banken

Dem möchte man bei der EZB dadurch Abhilfe schaffen, indem man mit einem digitalen Euro die Währungshoheit behält. Das sieht man als Chance, die Rolle des Euro zu zementieren. Die offizielle Präsentation der Pläne erfolgt am Mittwoch, dem 28. Juni. Innerhalb von drei bis vier Jahren soll der digitale Euro dann Realität werden und in den Geldbörsen der Konsumenten ankommen.

Der geleakte Entwurf zeigt, dass die EZB nicht ins bestehende Kundengeschäft zwischen den Banken und den Kunden eingreifen möchte. Bankenvertreter hatten im Vorfeld die Befürchtung geäußert, dass die EZB ihr Geschäftsmodell ins Wanken bringen könnte.

Die zuständigen Minister der EU hatten zuletzt darauf verwiesen, dass der digitale Euro die Privatsphäre des Einzelnen respektieren müssen und nur eine Ergänzung sein dürfe. Im Entwurf schlägt die EU vor, dass die digitale Variante des Euro online und offline verfügbar sein soll. Die Nutzung wird mit Smartphones oder Smartwatches funktionieren. Das Bargeld steht damit nicht zur Diskussion, der digitale Euro solle Banknoten und Münzen nur ergänzen.

Konkurrenz zu Kreditkarten und PayPal

Damit wird er zur Konkurrenz für Kreditkartenanbieter und Zahlungsdienstleiter im Netz, wie beispielsweise PayPal. Die Gestaltung solle schneller, sicherer und billiger sein als bisher. So lautet zumindest das Ziel. Gleichzeitig möchte man so in Europa unabhängiger von den großen US-Anbietern werden.

Doch damit der digitale Euro ein Erfolg wird, muss er laut Ansicht von Experten den Kryptowährungen zumindest ebenbürtig sein. Der erste Fokus wird sich daher auf die Zahlungen zwischen Verbrauchern und dem Handel konzentrieren. Kritiker sehen jedoch keinen Grund, warum die Konsumenten von dem bestehenden System hin zum digitalen Euro wechseln sollten. Der Handel wird nur dann umstellen, wenn die EZB deutlich geringere Gebühren verlangt. Am Ende werden die Konsumenten entscheiden, ob der digitale Euro ein Erfolg wird, oder nicht.

Obergrenze und keine Zinsen

Die EZB macht jedenfalls Druck. Der digitale Euro soll offizielles Zahlungsmittel werden, damit wären Unternehmen gezwungen, Zahlungen anzunehmen. Angeblich soll es auch möglich werden, den digitalen Euro offline von Gerät zu Gerät zu transferieren, damit wäre Anonymität wie beim Bargeld gegeben.

Privatpersonen sollen nicht mehr als 3.000 Euro digital besitzen dürfen. Diese Grenze befindet sich jedoch noch in Diskussion. Sie soll verhindern, dass klassisches Buchgeld in großem Stil von den Banken abgezogen wird, und diese so in Liquiditätsschwierigkeiten stürzt. 

Die Gefahr besteht derzeit ohnehin nicht, schließlich steigen die Zinsen auf Bankguthaben, während man für den digitalen Euro keine Zinsen erhalten wird. Eine volle Anonymität des digitalen Euro wird es nicht geben, auch wenn die EU ein hohes Maß an Privatsphäre garantieren möchte. Die Zeit wird zeigen, ob diese Versprechen eingehalten werden können.