Die EZB versucht sich auf Kosten der Banken zu sanieren

Georg Steiner
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Schon im Vorjahr schrieb die Europäische Zentralbank aufgrund der gestiegenen Zinsen Verluste. Jetzt versucht man über den Umweg der Mindestreserve der Banken Geld zu sparen, indem man diese nicht mehr verzinst.

Europäische Zentralbank

Doch das ist noch nicht alles. Schon im Sommer dieses Jahres hatte man in Frankfurt beschlossen, den Banken keine Zinsen mehr für ihre Pflichteinlage zu bezahlen. Diese beträgt derzeit 1 Prozent ihres Einlagevolumens. Das würde der EZB pro Jahr 6 Milliarden Euro kosten, zukünftig werden diese Kosten entfallen.

Verlust im Vorjahr


Das ist aus Sicht der EZB wichtig, schließlich verzeichnete die Europäischen Notenbank schon im Vorjahr einen Verlust von 1,627 Milliarden Euro. Dieser wurde in der Bilanz durch die Auflösung von Rücklagen auf 0 gestellt. Doch mittlerweile sind die Zinsen in Euroraum weiter deutlich angestiegen. Das kostet der EZB jede Menge an Zinszahlungen, die sie offenbar in Zukunft gerne vermeiden möchte. Ihre Rücklage für finanzielle Risiken beträgt schließlich nur noch 6,566 Milliarden Euro.

Wie anders ist es zu erklären, dass es bereits Bestrebungen gibt, die bisher geforderte Mindesteinlage der Banken zu verdoppelt. Schon bei der Tagung in Marrakesch wurde eine Anhebung auf 2 statt bisher 1 Prozent diskutiert, jedoch noch nicht beschlossen. Doch schon jetzt gilt es als sicher, dass das Thema früher oder später beim EU-Rat, also der Versammlung der Mitgliedsländer, landen wird.

Deutschland und Österreich fordern höhere Reserven


Prominente Befürworter dieser Anhebung sind die Notenbankchefs aus Deutschland und Österreich. Doch die Banken laufen gegen diese Maßnahme wenig überraschend Sturm. Schließlich würden sie dadurch weitere 6 Milliarden Euro an Zinszahlungen pro Jahr verlieren.

Sie argumentieren damit, dass die fast 15 Jahre lang anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB das Geschäftsmodell der Banken massiv beschädigt und ihre Ertragslage geschwächt habe. Jetzt weitere Einschränkungen bei den Zinszahlungen einfach zu akzeptieren, kommt für sie nicht infrage.

Die Banken laufen Sturm dagegen

Als besonderer Hardliner in dieser Frage tut sich aktuell der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank hervor. Robert Holzmann fordert gar eine Anhebung auf fünf bis zehn Prozent aller Einlagen. Das lässt die Bankenvertreter schäumen, sie bezeichneten die Forderungen als „verrückt“. Sie sehen eine massive Benachteiligung gegenüber der Konkurrenz aus dem Ausland, besonders aus den USA.

Damit zettelt die EZB einen Mehrfrontenkrieg an. Sie ist ohnehin mit der Verteidigung ihrer Hochzinspolitik und der möglichen Einführung eines digitalen Euros beschäftigt. Daneben gilt es für die Notenbanker die Entwicklung der Kryptowährungen zu beobachten, die regelmäßig neue Token, wie Launchpad XYZ, auf den Markt bringt.

Deutschland massiv betroffen


Die Banken aus Deutschland würde so ein Schritt besonders hart treffen. Sie leisten 45 Milliarden Euro von den insgesamt 165 Milliarden Euro, die bei der EZB hinterlegt sind. Bei voller Verzinsung würden die Banken auf diese Summen vier Prozent Zinsen von der EZB erhalten.

Die regelmäßige Anhebung der Zinsen trifft also auch die EZB massiv. Wenn Banken Geld bei ihnen parken, sind sie gezwungen, diese zu verzinsen. Das schmeckt den Notenbankern nicht, sie versuchen aus dieser Zinsfalle zu entkommen.