Die EZB sorgt sich um das Finanzsystem, kommt jetzt die nächste Krise?

Georg Steiner
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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Jahren alle Hände voll zu tun. Seither jagt eine Krise die nächste, jetzt befürchtet man, dass das Zusammenwirken von Rezession, hohen Zinsen und politischen Spannungen die Stabilität des Finanzsystems gefährden könnte.

Euro EZB

Das legt der neueste Finanzstabilitätsbericht der EZB nahe, denn den Experten bereiten verschiedene Risiken Sorge. Diese betreffen unter anderem den Immobiliensektor. Wie gefährliche die Droge des billigen Geldes sein kann, sieht man gerade am österreichische Immobilienriesen Signa. Dieser glänzte viele Jahre lang mit spektakulären Projekten und steht jetzt vor großen finanziellen Problemen.

Hoher Fremdkapitalanteil erhöht den Druck


In einer Zeit, in der die Zinsen deutlich ansteigen und der Wert von Immobilien unter Druck gerät, führt dies bei Unternehmen mit hohem Fremdkapitalanteil naturgemäß zu Schwierigkeiten. Die Signa musste zuletzt nicht nur Unternehmen ihrer Handelssparte verkaufen, sondern auch eine Pleite bei Signa Sports United hinnehmen. Jetzt ist auch der Immobiliensektor massiv unter Druck geraten, mehrere Prestigeprojekte wurde mitten im Bau gestoppt.

Darunter befindet sich auch der Elbtower in Hamburg, dessen Errichtung angeblich bis zu 950 Millionen Euro kosten sollte. Die Eigentümer und Investoren sind jetzt auf der Suche nach frischem Geld, ob dies in letzter Minute gelingt, ist jedoch offen. Die EZB hatte schon vor Monaten Aufsehen erregt, als sie die Kredite von Signa bei europäischen Banken prüfen ließ. Alle damaligen Sorgen der Notenbank waren scheinbar nicht unbegründet, wie sich jetzt zeigt.

Immobilieneigentum bleibt fast unleistbar


Die Probleme der Signa könnten jedoch erst der Beginn einer neuen Krise sein. Hohe Zinsen für Kredite, schlechte Aussichten bei der Auftragslage von Unternehmen und die Nachwirkungen der hohen Inflation belasten Privathaushalte, wie Firmen gleichermaßen. Sie geraten in Schwierigkeiten und können ihre Verbindlichkeiten immer schlechter bedienen.

Wie sensibel die Märkte auf Wirtschaftsnachrichten reagieren, zeigt auch das Beispiel von Bitcoin. Dessen Kurs hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt, hier herrscht aktuelle Optimismus vor. Kein Wunder also, dass regelmäßig neue Coins, wie Bitcoin Minetrix, auf den Markt kommen und nach Investoren suchen.

Die hohen Kreditzinsen bremsen die Konjunktur, die Konflikte in der Ukraine und Gaza könnten die Energiemärkte neuerlich ins Wanken geraten lassen. Dort, wo man die Krisen am deutlichsten spürt, herrscht Flaute. Immer weniger Menschen könnten sich Immobilieneigentum leisten. Zwar fielen zuletzt die Preise, doch die Kreditzinsen bleiben weiter hoch. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien, weil das Thema Homeoffice immer noch aktuell ist und voraussichtlich auch bleiben wird.

Hohe Staatsschulden bergen die Gefahr eines Zinsanstiegs bei Anleihen


Die Staaten haben anhaltend hohe Schulden, die Budgetdefizite sprechen nicht dafür, dass sich dies so schnell ändern wird. Solange es zu keiner Neubewertung der Länderrisiken kommt, bleibt die Lage lediglich angespannt, doch das könnte sich rasch ändern. Noch scheinen die Banken schockresistent zu sein, glaubt die EZB, doch wenn sich das Konjunkturumfeld ändern, verlieren auch die Vermögenswerte der Banken an Qualität. Schon jetzt vergeben sie weniger Kredit, das bringt ihre Profitabilität unter Druck.

Unbekannte Größe Schattenbanken

Daneben bereiten den Währungshütern die sogenannten Schattenbanken Sorge. Diese weisen zumeist einen niedrigen Liquiditätspuffer auf, der könnte bei schlechter Konjunktur einen plötzlichen Bedarf auslösen. Unter dem Strich sieht die EZB den Bedarf großer Aufmerksamkeit, um Fehlentwicklungen im Finanzsystem rasch zu identifizieren.