Deutscher Star-Ökonom hält nichts vom digitalen Euro, wird dieser ein Flop?

Georg Steiner
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Kryptowährungen haben den Druck auf die Notenbanken erhöht, eine digitale Lösung für ihre Fiat-Währungen zu finden. Der digitale Euro ist auf dem Weg, doch nicht alle sind damit glücklich, ganz im Gegenteil. Ökonom Peter Bofinger hält wenig von dessen Einführung.

Er gehört zu den gewichtigsten Stimmen Deutschlands, wenn es um Wirtschaftsthemen geht. Der ehemalige Wirtschaftsweise und Professor an der Universität Würzburg hat jetzt für die Wirtschaftskammer Österreich eine Studie erstellt, die den digitalen Euro beleuchten soll. Die Ergebnisse sind vernichtend.

Ein sinnloses Projekt?


In seiner Analyse lässt der Professor kaum ein gutes Haar an dem geplanten Projekt der Europäischen Zentralbank (EZB). Er ortet lediglich hohe Kosten und Risiken bei gleichzeitig geringem Nutzen. Daneben bezeichnet Bofinger den digitalen Euro als grundlegenden Eingriff in die derzeitige Geldordnung.

So etwas passiert im Normalfall nur dann, wenn es ein Marktversagen gibt, doch davon kann seiner Ansicht nach keine Rede sein. Es stelle sich die Frage, wozu man einen digitalen Euro überhaupt benötige. Die EZB mische sich in einen Bereich ein, der privatrechtlich geregelt sei.

Die EZB könne bisher nicht darlegen, welchen Vorteil die Bürger von einem Konto bei der EZB haben würden. Die Obergrenze von 3.000 Euro auf diesem Konto würde zudem die Banken schwächen, wenn alle Bürger beginnen würden, diese Summe auf ihr neues EZB-Konto zu transferieren.

Die privaten Banken sollen ihre Konkurrenz finanzieren

Dieses sei kostenfrei geplant, doch die tatsächlich anfallenden Kosten würde die EZB einfach auf die Banken überwälzen und diese damit weiter schwächen. Gleichzeitig wären diese gezwungen, so ihre Konkurrenz zu finanzieren. Der Nutzen dieser neuen Infrastruktur sei unklar, schließlich sei das EZB-Konto für den digitalen Euro zwar kostenfrei, die Kunden würden jedoch keine Zinsen für ihre Guthaben erhalten.

Das Argument einer anonymen digitalen Zahlung sei ebenfalls nicht nachvollziehbar, schließlich steht jedem Bürger Bargeld zur Verfügung. Dieses würde auch weiterhin Anonymität garantieren. Glaubt man Bofinger, dann wird der digitale Euro wohl keine Konkurrenz zu Kryptowährungen. Das sind grundsätzlich gute Nachrichten für das Kryptoverse, das weiterhin beständig neue Projekte, wie yPredict.ai, auf den Markt wirft.

Europäisches System nach Schweizer Vorbild?


Einzig und allein die Obergrenze von 3.000 Euro pro Konto sieht Bofinger als sinnvoll an. Diese würde verhindern, dass die Bürger unbegrenzt Geld zur EZB transferieren und so die Banken ins Wanken bringen würden. Doch das ist aus seiner Sicht schon der einzige Vorteil der neuen CBDC. Er befürchtet eher, dass viele Bankkunden ein Konto eröffnen würden, um zu sehen, wie dieses funktioniere. Dann würden jedoch viele davon ungenutzt im System verbleiben.

Der Ökonom regt in seiner Studie vielmehr an, günstigere Alternativen zu suchen. Diese bestünden mit der Bezahl-App Twint bereits in der Schweiz. Es sei sinnvoll über ein europäisches System nachzudenken, um die Abhängigkeit von US-Konzernen, wie Visa oder PayPal, zu verringern. Der EZB empfiehlt Bofinger zunächst über konkrete Nutzungsmöglichkeiten nachzudenken und das tatsächliche Interesse an einem digitalen Euro auszuloten.