Sind die guten Zeiten für Deutschland vorbei?

Georg Steiner
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Das legen zumindest neueste Analysen nahe. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit geht davon aus, dass sich Deutschland auf Jahrzehnte mit wenig, bis gar kein wirtschaftliches Wachstum einstellen muss.

wirtschaftlicher Wohlstand

Dafür verantwortlich ist auch der Arbeitsmarkt. Den Unternehmen gehen einfach die Arbeitskräfte aus. Daneben gelten die Überalterung der Gesellschaft, ausgelöst durch zu wenig Geburten und der wenig attraktive Wirtschaftsstandort als Gründe für diese sich abzeichnende Entwicklung.

Der Superzyklus ist vorbei

Laut den Berechnungen hört die Erwerbsbevölkerung in Deutschland auf zu wachsen. Der Wirtschaft werden daher auch in Zukunft lediglich die bestehenden 47 Millionen Arbeitskräfte oder weniger zur Verfügung stehen. Damit endet nach Ansicht einiger Experten der sogenannte wirtschaftliche Superzyklus. Dieser hatte aus einem nach dem 2. Weltkrieg zerstörten Land eine wirtschaftliche Supermacht kreiert, das als Exportweltmeister die wirtschaftliche Entwicklung Europas vorangetrieben hat.

Der Wohlstand beginnt zu bröckeln

Damit beginnt allerdings das Fundament für ein weiteres Anwachsen des Wohlstands in Deutschland zu bröckeln. Kommt es nicht zu einem Umschwung, dann wird die Zahl der Arbeitskräfte deutlich schrumpfen, das wird in Folge das Wirtschaftswachstum bremsen. Damit drohen eine höhere Inflation und noch mehr Druck auf die Gewerbebetriebe.

Sollte Deutschland in Zukunft nicht verstärkt auf die Einwanderung von Arbeitskräften setzen, dann wird das Arbeitskräfteangebot um bis zu sieben Prozent schrumpfen. Doch um dies abzufangen, benötigt Deutschland 400.000 neue Arbeitskräfte aus dem Ausland und das pro Jahr.

Lösung Arbeitsmigration?

Jetzt haben die Unternehmen nur die Wahl, entweder die Produktivität weiter zu steigern oder Arbeitskräfte zu importieren. Das wird angesichts der politischen Stimmung aber schwierig werden. Daher gehen auch die Analysten von Bloomberg davon aus, dass sich Deutschland für die nächsten Jahrzehnte von einem hohen Wirtschaftswachstum verabschieden muss, denn der Faktor Arbeit bestimmt die weitere Entwicklung.

Deutschland versucht daher verstärkt qualifizierte Arbeitskräfte ins Land zu holen. Die Arbeitsmigration aus dem Osten Europas schwächt sich immer stärker ab, weil sich das Wohlstandsniveau dieser Länder beginnt anzugleichen. Potenzial scheint es innerhalb von Deutschland jedoch noch bei Frauen und Senioren zu geben. Doch bei Frauen wird es bereits eng, denn die Erwerbsquote liegt bereits auf jenem Niveau, das die USA vorzuweisen hat. Anders ist die Situation bei den Senioren. Während in Deutschland lediglich neun Prozent der Senioren arbeiten, sind es in den USA 20 Prozent.

Die Digitalisierung verschlafen?

Betrachtet man die Arbeitsproduktivität, dann zeigt sich, dass Deutschland hinterherhinkt. Diese ist in den letzten acht Jahren lediglich um zwei Prozent gestiegen, während die USA acht Prozent erreicht haben. Auch im direkten Vergleich mit anderen Ländern der EU liegt Deutschland nur knapp über dem Durchschnitt. Es gibt also noch viel zu tun, wenn die düstere Prognose nicht Realität werden soll.