Was ist der Sinn einer Weltleitwährung?
In letzter Zeit häufen sich die Bemühungen mehrerer Staaten, den US-Dollar als Weltleitwährung zu schwächen. Damit zielt beispielsweise China darauf ab, den großen Konkurrenten wirtschaftlich zu schwächen. Doch warum gibt es eine Weltleitwährung?
Deren Existenz beruht historisch gesehen auf politischen und wirtschaftlichen Faktoren. Der US-Dollar wird seit Jahrzehnten als bevorzugtes Mittel zur Abwicklung internationaler Transaktionen verwendet. Gleichzeitig dient er als Reservewährung und Referenzwert.
Nachfolger des britischen Pfunds
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs dominiert die Währung der USA die Welt. Dahinter folgen der Euro, der japanische Yen und das britische Pfund. Dieses hatte diesen Status zuvor inne. Die Ablöse durch den US-Dollar erfolge nach dem Aufstieg der USA zur führenden Weltwirtschaftsmacht, den das Land bis heute innehat.
Der sogenannte Vertrag von Bretton Woods legte im Jahr 1944 diesen Status fest. Damals wurde das internationale Währungssystem neu konstruiert. Das geschaffene feste Wechselkursregime band den US-Dollar an Gold. Andere Währungen hatten ab diesem Zeitpunkt einen festen Wechselkurs zum US-Dollar. Vieles von den ursprünglichen Leitlinien hat sich zwar in der Zwischenzeit geändert, doch der US-Dollar ist weiterhin die wichtigste Währung der Welt.
Basis des internationalen Handels
Weltleitwährungen müssen von einer stabilen und starken Volkswirtschaft herausgegeben werden, nur so kann die Währung ihre Funktionen erfüllen. Die USA sind nach wie vor die größte und stärksten Volkswirtschaft der Welt, das macht ihre Währung ideal für den internationalen Handel.
Sie ist weit verbreitet und leicht zugänglich, gleichzeitig nutzen sie viele Länder als Reservewährung. So entsteht auch eine hohe Liquidität. Der US-Dollar kann einfach gegen andere Währungen getauscht werden. Diese Stabilität und das große Vertrauen sind unverzichtbar, wenn es um den Status einer Weltleitwährung geht. Wer diese nutzt, muss sicher sein können, dass der US-Dollar seinen Wert langfristig behalten wird.
Kryptowährungen sind derzeit noch nicht in der Lage, so einen Status weltweit vorzuweisen. Nichtsdestoweniger dienen sie in Krisen als Wertabsicherung und Möglichkeit rasch notwendige Transaktionen durchzuführen. Trotz aller Hindernisse, die ihnen Politik und Notenbanken in den Weg legen, haben sie ihren Status verfestigt. Damit nicht genug kommen regelmäßig neue digitale Währungen wie zuletzt XRP20 auf den Markt. Sie bauen das Kryptoverse aus, das sich längst als Alternative zum herkömmlichen Finanzsystem positioniert hat. Dort dominiert weiterhin der US-Dollar.
Große Vorteile für die USA
Doch das bietet dem Land, das über eine Leitwährung verfügt, gleichzeitig auch große Vorteile. Die USA profitieren von einer erhöhten Liquidität der heimischen Finanzmärkte, freuen sich über niedrige Kosten für die Aufnahme von Auslandsschulden und können ihre wirtschaftlichen und politischen Ziele über die Geldpolitik verfolgen.
All das gerät in Gefahr, sollte es China gelingen, Währungsallianzen mit anderen Staaten zu knüpfen, die den Status des US-Dollar infrage stellen. Ein Ansatzpunkt wäre beispielsweise, den Handel des Öls nicht mehr ausschließlich über die Währung der USA abzuwickeln. Dies ist nur eines jener Privilegien, die die USA derzeit genießen, die China jedoch gerne für sich beanspruchen möchte.
China will den Dollar ablösen
Denn das Land ist stark vom internationalen Handel abhängig, dieser wird jedoch zumeist im US-Dollar abgewickelt. Wer über die Weltleitwährung verfügt, hat nur geringe Transaktionskosten und stärkt so seinen eigenen Handel. Daneben bedeutet der Status der Weltleitwährung gleichzeitig Prestige und Einfluss. Im Bestreben zur dominierenden Weltmacht aufzusteigen, sucht China verstärkt wirtschaftlichen und politischen Einfluss auf allen Ebenen.
Schließlich ist das Land als größter Inhaber von Devisenreserven in US-Dollar von den USA abhängig. Wechselkurschwankungen treffen China als stärker als alle anderen. Ob die Bemühungen, den Yuan als Alternative zum US-Dollar zu positionieren, erfolgreich sein werden, ist jedoch keineswegs ausgemachte Sache. Dessen Status ist auch historisch gewachsen, die Veränderung des weltweiten Währungssystems ist ein langer Prozess. Ob dieser gerade begonnen hat, bleibt vorerst offen.
