Stoppen die Notenbanken die Zinserhöhungen?

Georg Steiner
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Am Mittwoch nächster Woche wird die amerikanische Notenbank ihren nächsten Zinsschritt verkünden. Öffentliche Äußerungen ihres Präsidenten ließen vermuten, dass die Fed das Tempo der Zinserhöhungen wieder anziehen wird, doch jetzt ist alles anders.

Geldbörse leer

Verantwortlich dafür ist die Pleite der Silicon Valley Bank. Diese engagierte sich vor allem bei Start-ups und war auch in der Krypto-Szene aktiv. Gestern gab die Fed noch ein neues Hilfsprogramm bekannt, das für Stabilität am US-Finanzmarkt sorgen soll und die Liquidität der Geldinstitute stützen wird.

Die Fed befindet sich in der Zwickmühle

Heute gehen Experten bereits davon aus, dass die Pleite der Silicon Valley Bank Auswirkungen auf die Fed selbst haben wird. Angesichts der herrschenden Unsicherheit könnte die US-Notenbank diesmal auf eine längst geplante Zinserhöhung verzichten, um vorläufig Druck aus der Situation an den Märkten zu nehmen.

Diese zeigen sich nervös und sehen sich an die Lage im Jahr 2008 erinnert, als der Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers Schockwellen um den ganzen Planeten sandte. Goldman Sachs rechnet damit, dass diesmal die Zinserhöhungen ausbleiben. Auch in Deutschland beurteilt man die Lage ähnlich, denn die Deutsche Bank geht davon aus, dass weitere Anhebungen des Zinsniveaus jetzt schwer zu argumentieren sind.

Der Euro profitiert vorerst

Gut möglich, dass man nächste Woche in den USA eine weitere Erhöhung des Leitzinssatzes verschiebt und so für eine Verringerung des Zinsabstands zwischen den USA und Europa sorgt. Das kommt dem Euro zugute, dessen Kurs ist in den letzten Tagen bereits gestiegen.

Immerhin waren die Zinserhöhungen mit ausschlaggebend für die Pleite der Silicon Valley Bank. Diese scheiterte mit einer Kapitalerhöhung und musste am Wochenende schließen. Um eine Kettenreaktion zu vermeiden, könnten die Notenbanken jetzt gezwungen sein, ihren Kampf gegen die Inflation zu stoppen. Eigentlich war für nächste Woche ein Zinsschritt von 0,50 Prozent erwartet worden, dieser scheint jetzt allerdings ausgeschlossen zu sein.

Ein schmaler Grat zwischen Inflation und Pleiten

Damit fordert die Zinspolitik ein erstes prominentes Opfer. Die Pleite zeigt, auf welchem schmalen Grat sich die Notenbanken derzeit bewegen. Sie müssen eine Balance finden, um einerseits die Nachfrage durch höhere Zinsen zu dämpfen, ohne jedoch ganze Branchen zu ruinieren. Wenn das Geschäftsmodell eines Unternehmens jedoch ausschließlich auf niedrigen Zinsen basiert, wie dies bei der Silicon Valley Bank offenbar der Fall war, kommt dieses früher oder später in Schwierigkeiten.

In Europa sieht man derzeit keinen Grund für einen Stopp. Die EZB berät bereits diesen Donnerstag über weitere Anhebungen, allgemein wird ein Zinsschritt von 0,50 Prozent erwartet. Europa würde damit gegenüber den USA weiter an Boden gutmachen.