Porsche NFT-Projekt endet mit Enttäuschung: Was lief falsch?

Martin Schwarz
| 6 min read
Porsche NFT Bild

Porsche tritt nach Rückschlägen bei seinen NFTs auf die Bremse. Nachdem die Anhänger der deutschen Sportwagenschmiede sich enttäuscht gegenüber den Preisen und dem Angebot der non-fungiblen Token gezeigt hatten, kündigte der Stuttgarter Konzern an, das Projekt frühzeitig zu beenden. Nach dessen Ende ist die Sammlung plötzlich beliebt und die Preise steigen auf dem Sekundärmarkt stark an.

Prägung der 911-NFTs endet nach nur einem Tag

 Die Fans des Zuffenhausener Sportwagenherstellers haben zu großen Teilen negativ auf das Angebot von non-fungiblen Token zum Modell 911 reagiert. Grund war unter anderem der Preis. 0,911 Ether (ETH), aktuell also umgerechnet 1.330 US-Dollar wurden für eine digitale Nachbildung der Sportwagenikone aufgerufen.

Porsche stoppte am 24. Januar die Prägung seiner ersten Sammlung von nicht-fungiblen Token (NFT), nur einen Tag nachdem das Projekt an den Start gegangen war. Die Entscheidung teilte der Konzern in einem Tweet mit.

Nachdem die digitale Münzprägeanstalt für das NFT-Projekt eröffnet hatte, wurde auf Twitter Kritik an Porsches Web3-Strategie laut, welche, nach Meinung der Kritiker, den allgemeinen Zustand des NFT-Marktes nicht berücksichtige.

Die NFT-Varianten des 911 wurden am vergangenen Montag auf Sekundärmarktplätzen wie OpenSea teils deutlich unter dem ursprünglichen Münzpreis verkauft, was aufgrund des Rangs der Marke Porsche nur als Misserfolg gewertet werden kann.

Nach den Daten von OpenSea wurde das Minting nach 2.353 geprägten non-fungiblen Token beendet. Das Handelsvolumen der Kollektion beträgt etwa 1.344 ETH oder 1,96 Millionen US-Dollar. Der ursprüngliche Plan der baden-württembergischen Autoschmiede war es, 7.500 Token zum vorgenannten Preis von je 0,911 ETH zu verkaufen.

Ein Grund für das Scheitern: Anleger suchen nach unbelasteten, neuen Krypto-Projekten

Der Automobilkonzern startete sein Projekt, während sich, nach einer Boomphase in 2021, im NFT-Bereich Ernüchterung breit machte. Zwar konnte der Krypto-Sektor in Gestalt von Bitcoin und Altcoins zum Jahresbeginn starke Zuwächse verzeichnen, aber die Gewinne haben sich als nicht nachhaltig entpuppt.

Die Anleger bewegen sich nach dem FTX-Zusammenbruch zu großen Teilen noch immer auf einem Pfad, der sie zu alternativen, unbelasteten Projekten führt. Davon profitieren interessanterweise vor allem die Krypto-Startups, die im GameFi-Sektor angesiedelt sind.

Ein Beispiel dafür ist die Krypto-Gaming-Plattform Meta Masters Guild (MEMAG). Das Projekt möchte im Markt der Gilden-Spiele im Web3 mitmischen und sammelt dafür aktuell in einem beachtenswerten Tempo Investorengelder ein. Mehr als 2 Millionen US-Dollar konnte das Entwicklerteam innerhalb weniger Tage einnehmen.

Das Ökosystem, das die Entwickler rund um das Play-to-Earn-Game aufbauen, soll mit MEMAG-Token als native Währung betrieben werden. Die Spielcharaktere sind ebenfalls Token, allerdings non-fungible, sprich NFTs, die in den Besitz der Spieler übergehen und als Kryptowert gehandelt werden können. Anders als der Utility-Token der Plattform kann die App-interne Währung GEMS nicht auf offenen Marktplätzen verkauft werden. Sie dient allein zur spielinternen Belohnung der Nutzer.

Aktuell durchläuft das P2E-Projekt die vierte von insgesamt sieben Presale-Phasen. Interessierte Anleger können den ERC-20-Token zurzeit für 0,016 US-Dollar erwerben. Die Stufe 4 wird allerdings in wenigen Tagen beendet sein, womit der Preis auf 0,019 US-Dollar steigen wird. Laut dem Whitepaper des Projekts wird der Startpreis beim CEX-Listing 0,023 US-Dollar betragen.

Porsche erklärt öffentlich seine Web3-Strategie

Die Verantwortlichen erläuterten am Mittwoch – wohl aufgrund des öffentlichen Drucks – ihre Web3-Strategie. Der offizielle Account des Joint Ventures aus Porsche und der road2dreams GmbH setzte vergangene Woche Mittwoch einen Tweet ab, in dem die Pläne für die kommenden Monate und die Ziele in Bezug auf die weitere Prägung von NFTs dargestellt wurden.

Inhaltlich lässt sich der Thread so zusammenfassen, dass die Beteiligten davon ausgehen, dass die Token sich aufgrund ihrer Seltenheit im Wert entwickeln werden. Zudem seien sie gedacht, um Sammlern einen exklusiven Zugang zu Veranstaltungen und Erlebnissen zu ermöglichen.

NFT sind nach vermasseltem Mint plötzlich beliebt

Nachdem die Preise für die Sportwagen-Token während der kurzen Minting-Phase unter ihren Ursprungspreis gefallen waren, stiegen sie zum Wochenende hin rasant an und lagen über 3 Ether. Aktuell beträgt der Durchschnittspreis bei OpenSea 2,6577 ETH. Die wenigen Besitzer eines digitalen 911-Kunstwerks können sich bisher also über eine positive Wertentwicklung freuen.

Die Wertentwicklung kann auch durch die Vorteile begründet sein, auf die sich die Eigentümer der virtuellen Kunstwerke freuen können. Beispielsweise wird ihnen ein Blick hinter die Kulissen der Porsche-Welt gewährt, indem sie mit Ingenieuren und Designern des Hauses oder mit Rennsport-Helden sprechen können, die mit der Marke verbunden sind.

Zudem wurden seitens des Automobilkonzerns physische Artikel angekündigt, die ab dem zweiten Quartal die digitale Kollektion ergänzen könnten.

Den eher designorientierten Käufern der 911-NFTs wird aber vor allem der für Mitte Februar angekündigte Designwechsel wichtig sein. Ab diesem Zeitpunkt sollen die aktuell noch identisch aussehenden 911-Token verschiedene Designs erhalten.

Und zu guter Letzt haben die Zuffenhausener noch einen Airdrop für alle angekündigt, die selbst einen non-fungiblen Porsche-Token gemintet haben. Die betreffenden Personen können sich darauf freuen, im März ihr NFT-Geschenk zu erhalten.

So gesehen, könnten die Entscheider am Ende doch noch von einem geglückten Web3-Projekt berichten.

Wie kam es zu Porsches 911 NFT-Kollektion?

Anlässlich der Art Basel in Miami Beach stellten die Verantwortlichen von Porsche die erste Kollektion von non-fungiblen Token der Marke vor. Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, sagte damals:

„Das Projekt ist ein weiteres Element unserer Digitalisierungsstrategie. Unser Engagement ist langfristig angelegt und unser Web3-Team hat alle Freiheiten, um auch in diesem Themenfeld Innovationen zu entwickeln. Das Innovationsmanagement bei Porsche sieht Potenziale beim Kauferlebnis, dem Metaverse und der Lieferkette. Zudem werden auch Fahrzeug- und Nachhaltigkeitsthemen betrachtet.”

Für ein derartiges Projekt im Bereich der digitalen Kunst brauchte die designaffine Marke natürlich einen 3D-Artist. Sie fand ihn in Person des Hamburger Designers Patrick Vogel. Vogel ist ein ehemaliger Architekt und er erschafft in Bildsprachen verschiedene Anwendungen.

Für den traditionsreichen Sportwagenhersteller gestaltete er die digitalen Bilder, die alle auf einem weißen Porsche der aktuellen 911-Reihe basieren. Zu individuellen NFTs werden die Kunstwerke erst im Laufe einer mehrmonatigen Reise. In dieser Zeit können Käufer das Design mitgestalten.

Im Marketing-Sprech von Vorstandsmitglieds Detlev von Platen klingt das ganze so: 

„Mit den NFT-Kunstwerken übertragen wir unser Verständnis von modernem Luxus und die einmalige Markenpositionierung von Porsche in die digitale Welt.“

Die digitale Kunst stellt einen Baustein von Porsches Web3-Strategie dar, die laut dem Konzern die Möglichkeiten der Blockchain in bestehende und noch zu entwickelnde Prozesse einbinden soll. Verantwortlich sind dafür die Tochtergesellschaften Porsche Digital, MHP, als hauseigene Technologie- und Unternehmensberatung, und strategische Partner wie nft now. Der Vertrieb erfolgt durch FANZONE.io und die zum vorgenannten Zweck gegründete Gesellschaft road2dreams GmbH.