Finanz-Expertin erklärt: Darum war der Krypto-Crash 2022 gut für Bitcoin, Ethereum und Co.

Jannis Grunewald
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Die Krypto-Märkte befinden sich seit Monaten unter Druck, der jüngste Crash mit anhaltendem Abwärtstrend hat viele Anleger besorgt zurückgelassen. Ob Bitcoin, Ethereum oder die überwältigende Mehrheit der Top-100-Altcoins: Die meisten digitalen Assets traden aktuell zu einem Bruchteil ihrer Allzeithöchststände. Ein Finanz-Expertin äußert sich dennoch optimistisch, sagt: Der Krypto-Crash 2022 war gut für Kryptowährungen. Warum ist das so?

Warum der Crash gut war für die Krypto-Branche

Es ist noch gar nicht so lange her, scheint aber wie eine Ewigkeit: Im November 2021 hat die weltweite Krypto-Marktkapitalisierung erstmals die magische 3-Billionen-Dollar-Grenze überschritten. Groß war der Jubel unter Anlegern und Analysten – doch allzulange konnte der Rekord nicht gehalten werden. Direkt im Anschluss an den Höchststand begannen die Märkte ihren Rückgang – auf bis zu 911 Milliarden Dollar, ihren aktuellen Wert.

Aufstieg und Fall der Krypto Marktkapitalisierung
Aufstieg und Fall der Krypto-Marktkapitalisierung. Bild: Coinmarketcap.com

Das bearishe Sentiment auf den Märkten versetzt zahlreiche Kleinanleger in Sorge: Viele sind unsicher, ob sich eine Investition noch lohnt, viele erwarten einen mehrjährigen Bärenmarkt.

Inmitten dieser Stimmung äußert sich nun eine Finanz-Expertin optimistisch bezüglich der weiteren Aussichten von Bitcoin, Ethereum und Co., wie Bloomberg berichtet. Sie sagt: Das schwierige Wirtschaftsklima habe einige „Touristen“ aus der Krypto-Branche ausgefiltert und nachhaltigere Unternehmen zurückgelassen.

Es sei nicht schlecht, dass der Hype vorbei ist, so Irina Haivas, Partnerin bei der Risikokapitalfirma Atomico auf dem Bloomberg Technology Summit in London. Denn: Das bedeute, dass Krypto-Startups sich der Marktbedingungen bewusst seien und „etwas Nachhaltigeres aufbauen wollen, anstatt damit zu spekulieren“.

Tatsächlich äußern zahlreiche Branchenbeobachter einen entsprechenden Zweckoptimismus. Der Tenor: Es gab zu viele fragwürdige Geschäftsmodelle in der Krypto-Branche – Modelle, die unter gegenwärtigen Marktbedingungen nicht lebensfähig sind. Das bislang darin gebundene Kapital ist nun freigesetzt – und kann in nachhaltigere Projekte fließen.

Auch Bitstamp-CEO Jean-Baptiste Graftieaux äußert sich diesbezüglich optimistisch. Er sagt:

„Es war eine unglaublich schwierige Zeit, und es gab einige schlechte Akteure, die sich negativ auf den Sektor ausgewirkt haben.“

Aber:

„Wir bei Bitstamp glauben, dass Kryptowährungen in diesem Jahrzehnt zu einer Mainstream-Währung werden.“

Dass es für Bitcoin und Co. perspektivisch aufwärts geht, verdeutlicht auch eine großangelegte Umfrage der dienstältesten Krypto-Börse: Derzufolge ist der Anteil der Kleinanleger, die in Kryptowährungen in den wichtigsten europäischen Märkten investiert haben, in letzter Zeit gestiegen – von 45% im April auf 52% im August. Graftieaux kommentiert:

„Das zeigt, dass der Appetit auf Krypto-Investitionen trotz des jüngsten Krypto-Winters immer noch vorhanden ist.“

Wie Trader und Institutionen den Bärenmarkt nutzen

Auch Trader und Institutionen nutzen den Bärenmarkt und fallende Preise, um Kryptowährungen zu kaufen und sich zu positionieren. Psychologisch betrachtet erscheint ein Kauf zwar attraktiver, wenn ein Coin durch die Decke geht – für Top-Rendite setzen Trader aber gezielt darauf, die Assets ihrer Wahl im Bärenmarkt zu akkumulieren.

Das gilt auch für große Unternehmen und Institutionen, wie Bitstamp-CEO Graftieaux erläutert: Seit 2018 habe man institutionelle Akteure „genau beobachtet“ – und bemerkt: Institutionen bauen gerade im Bärenmarkt ihre Position aus, und zwar „im Stealth-Modus“. Der CEO:  

„In diesem Bärenmarkt können wir sagen, dass die Institutionen das Umfeld nutzen, indem sie Top-Talente anziehen und ihre internen Krypto-Fähigkeiten im Stealth-Modus entwickeln.“

Aktuell tradet Bitcoin nach einem Anstieg um 3,17% innerhalb der letzten 24 Stunden bei 19.332 Dollar (Daten von Coinmarketcap.com).