Family-Offices – Die diskrete Welt der großen Vermögensverwaltungen

Georg Steiner
| 4 min read

In der Welt der Finanzen und Vermögensverwaltung sind Family-Offices eine eher diskrete und wenig bekannte Größe. Diese spezialisierten Unternehmen kümmern sich um das Vermögen von vermögenden Familien und bieten dabei maßgeschneiderte Dienstleistungen an. In den letzten Jahren sind Family-Offices immer wichtiger geworden und haben ihren Einfluss in der globalen Finanzwelt ausgebaut.

Vermögensverwaltung privat
Superreiche Familien beschäftigen eigene Büros für die Verwaltung ihres Vermögens

Family-Offices sind private Unternehmen, die sich auf die Verwaltung von Vermögen und die Erbringung von Dienstleistungen für vermögende Familien spezialisiert haben. Diese Dienstleistungen können sich auf verschiedene Aspekte des Vermögens beziehen, wie zum Beispiel die Verwaltung von Finanzanlagen, die Vermögensplanung und -strukturierung, die Steuerplanung, sowie philanthropische Aktivitäten und Familienberatung. Durch ihr hohes Maß an Diskretion, Expertise und Flexibilität ziehen Family-Offices vermögende Kunden an, die auf der Suche nach einer umfassenden Betreuung ihrer finanziellen Angelegenheiten sind.

Die historische Entwicklung beginnt bei den Rothschilds

Der Ursprung von Family-Offices reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als wohlhabende Familien wie die Rockefellers und die Rothschilds begannen, private Unternehmen zur Verwaltung ihres Vermögens einzurichten. In den letzten Jahrzehnten haben Family-Offices jedoch an Bedeutung und Einfluss gewonnen. 

Die wachsende Zahl von Milliardären und die steigende Komplexität der Finanzmärkte haben zu einer steigenden Nachfrage nach spezialisierten Vermögensverwaltungsleistungen geführt. Heute gibt es weltweit schätzungsweise 7.000 bis 10.000 Family-Offices, die ein Vermögen von mehreren Billionen US-Dollar verwalten.

Unterschiedliche Formen stehen zur Auswahl

Es gibt zwei Haupttypen von Family-Offices: Single-Family-Offices (SFO) und Multi-Family-Offices (MFO). SFOs sind Unternehmen, die sich ausschließlich um das Vermögen einer einzelnen Familie kümmern. MFOs hingegen verwalten das Vermögen mehrerer vermögender Familien, wodurch sie möglicherweise Kosteneinsparungen und Diversifikationsvorteile bieten können. 

Die Entscheidung für ein SFO oder ein MFO hängt von den Bedürfnissen und Präferenzen der Familie ab, wobei Faktoren wie das Vermögen, die Komplexität der Vermögensstruktur und der Wunsch nach Diskretion eine Rolle spielen.

Bekannte Family-Offices in den USA

In den USA gibt es eine Reihe von großen und bekannten Family-Offices, die das Vermögen von einigen der reichsten Familien des Landes verwalten. Ein Beispiel ist das Rockefeller Family-Office, das im späten 19. Jahrhundert von John D. Rockefeller gegründet wurde und eines der ersten Family-Offices überhaupt darstellte. Heute verwaltet das Unternehmen das Vermögen mehrerer Generationen der Rockefeller-Familie und ist in verschiedenen Bereichen wie Anlageverwaltung, Stiftungsmanagement und Philanthropie aktiv.

Ein weiteres bekanntes Family-Office in den USA ist Cascade Investment, das Vermögensverwaltungsunternehmen des Microsoft-Mitbegründers Bill Gates. Cascade Investment verwaltet einen großen Teil des Vermögens von Gates und ist in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Immobilien und Private Equity investiert. Das Unternehmen ist auch für seine Beteiligungen an bekannten Unternehmen wie Berkshire Hathaway, Canadian National Railway und AutoNation bekannt.

Bekannte Family-Offices in Deutschland

In Deutschland gibt es ebenfalls prominente Family-Offices, die das Vermögen einiger der reichsten Familien des Landes verwalten. Ein Beispiel ist die Reimann Investors, das Family-Office der Familie Reimann, einer der reichsten Familien Deutschlands. Das Unternehmen ist auf langfristige Investments in den Bereichen Technologie, Konsumgüter und Dienstleistungen fokussiert und verwaltet sowohl das Vermögen der Familie als auch das von Dritten.

Die Familie Quandt, bekannt durch ihre Beteiligung am Automobilkonzern BMW, hat ebenfalls ein eigenes Family-Office namens Harald Quandt Holding. Die Holding konzentriert sich auf langfristige Investments in verschiedenen Branchen wie erneuerbare Energien, Immobilien und Technologieunternehmen.

Zukunftsaussichten

Der Einfluss von Family-Offices in der globalen Finanzwelt dürfte in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Durch die wachsende Anzahl vermögender Familien und die zunehmende Komplexität der Finanzmärkte ist eine steigende Nachfrage nach spezialisierten Vermögensverwaltungsleistungen zu erwarten. Gleichzeitig sind Family-Offices aufgrund ihrer Diskretion und Unabhängigkeit in einer immer stärker regulierten und transparenten Finanzwelt zunehmend attraktiv für vermögende Familien.

Wall Street
Die Wall Street ist einer der Schauplätze ihrer Aktivitäten

In der Zukunft könnten Family-Offices auch verstärkt in den Bereichen Impact Investing und nachhaltige Investments aktiv werden, da immer mehr vermögende Familien Wert auf soziale und ökologische Aspekte ihrer Anlagen legen. Zudem könnten technologische Entwicklungen, wie etwa Künstliche Intelligenz und Blockchain-Technologie, neue Möglichkeiten für Family-Offices eröffnen und die Art und Weise, wie sie Vermögen verwalten, weiter verändern. 

Das zeigt sich bereits beim steigenden Anteil von Krypto-Investitionen. Während 2021 noch viele Family-Offices den Einstieg in die Kryptowelt planten, haben zahlreiche diesen bereits vollzogen. Immerhin gibt es regelmäßig neue Trends, wie aktuell jenen der Meme-Coins am Beispiel von SpongeBob.

Fazit

Family-Offices sind ein faszinierender Teil der globalen Finanzwelt, der in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Sie bieten maßgeschneiderte Dienstleistungen für vermögende Familien und verwalten dabei Vermögen in Billionenhöhe. Obwohl sie oft im Hintergrund agieren, haben sie aufgrund ihrer Finanzkraft dennoch einen erheblichen Einfluss auf die Finanzmärkte und die globale Wirtschaft.