Die Initiatoren der ersten NFT-Messe Deutschlands im Gespräch

Georg Steiner
| 9 min read

Der Hype rund um NFT zieht weiterhin seine Kreise. In Deutschland haben sich bereits erfolgreiche Projekte, wie jenes von Memo Barutcu etabliert und für Aufsehen gesorgt

Nun geht ein junges Team aus Künstlern daran, die erste NFT Messe in Deutschland zu etablieren. Sie soll unter dem Namen NFTCONGERMANY Künstler, Speaker und Interessierte zusammenbringen. Wir haben Maximilian Wrede und Cagin Sahin zum Gespräch gebeten.

Sie sind Mitbegründer von MW Design, einem Künstlerkollektiv aus dem Rhein-Main-Gebiet. Was hat Sie dazu bewogen, die digitale Welt von NFT zu erkunden?

Maximilian Wrede: Um die Frage zu beantworten, muss man etwas in der Zeit zurückgehen. Insbesondere Merle und ich beschäftigen uns schon seit langem mit Malerei und Zeichnen, jedoch im kleineren Rahmen und ohne hierbei auf größeren Kunstausstellungen vertreten gewesen zu sein. 

Während ich mich dem Thema zunächst eher als „Hobby“ neben meiner beruflichen Tätigkeit widmete, nahm die Kunst in Merles Leben eine immer größer werdende Rolle ein. Wir kreierten unsere Kunstwerke und verkauften diese über kleinere Kanäle an interessierte Privatpersonen oder über einschlägige Online-Kunsthäuser. 

Im Jahr 2018 kam ich dann über einen guten Freund mit dem Thema „Crypto“ und „Kryptowährungen“ erstmalig in Berührung. Kurze Zeit später erstellte ich meine erste Wallet und ich stürzte mich in aller Unwissenheit in den Bereich der digitalen Währungen. 

Hierzu lässt sich dann aber auch sagen, dass das Thema für mich insgesamt etwas von „learning by doing“ hatte und ich mich auch heute nicht als Experten für Marktsignale, Kurse etc. bezeichnen würde. Es war für mich eher ein Anlagebereich, mit welchem ich mein bis dahin doch sehr auf klassische Anlagewerte reduziertes, privates Portfolio erweitern und diversifizieren wollte. 

Beide Elemente liefen bei mir dann nebeneinander, bis ich, zugegebenen Maßen recht spät, im Februar 2021 erstmalig von Non-Fungible-Token hörte und mich in das Thema eingelesen habe. Zu diesem Zeitpunkt hatten Merle, Wiebke und ich bereits gemeinsam und an mehreren physischen Kunstwerken gearbeitet. 

So wirklich haben wir den Mehrwert von NFTs zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht erkannt und uns zunächst an simplen Skizzierungen und abstrakten Arbeiten versucht, welche wir letztlich als NFTs auf einem Marketplace anboten. 

Wir fragten uns jedoch recht schnell, ob dies der eigentliche Sinn hinter derartigen Kunstwerken sei, und konnten diese Frage, zumindest unsere Personen betreffend, mit „Nein“ beantworten. Wir sahen dahinter recht schnell den Mehrwert im Sinne eines digitalen Fingerabdrucks oder anders gesagt, eines Eigentumszertifikates, welches auf der Blockchain unwiderruflich festgehalten wird. 

Selbstverständlich können NFTs auch zur reinen digitalen Darstellung von Kunst dienen, wir denken jedoch, dass sich noch weitaus mehr Möglichkeiten, perspektivisch insbesondere für Wirtschaftsunternehmen und Behörden, dahinter verbergen. Diese Verbindung aus Kunst, der dahinterstehenden Technologie und dem damit verbundenen Mehrwert hat uns von Beginn an sehr gereizt.

Künstler wechseln nur selten ins Management oder in die Organisation. Wie kam die Idee zustande, eine NFT Messe in Deutschland zu organisieren?

Maximilian Wrede: Wir haben vergangenes Jahr und auch zu Beginn dieses Jahres an einigen NFT Kollektionen gearbeitet, welche entweder eine Verbindung zwischen unseren physischen und digitalen Kunstwerken herstellen oder das Thema Kunstgeschichte thematisieren.

Auch haben wir ein kleineres Projekt gestartet, dessen Erlöse für wohltätige Zwecke, nämlich Spenden von Lebensmitteln für sozial benachteiligte Menschen in unserer Region zugutekommen sollen. Letztlich kam eines Abends das Thema einer Ausstellung im Rahmen einer Diskussion zustande. Warum nicht auch eine Messe für NFTs und allem, was dazu gehört in Deutschland veranstalten? Das Thema ist hierzulande doch noch eher ein „Randthema“ und wir wollen das ändern.

Cagin Sahin: Wir haben uns dann gleich am nächsten Tag nochmals zusammengesetzt und besprochen, wie die Umsetzung aussehen kann. Wir haben Ideen gesammelt und letztlich ein Konzept erarbeitet, welches zum einen darauf abzielt, das Thema jedermann zugänglich zu machen und eine große Bandbreite aus Künstlern, Musikern und Unternehmen einzuladen. Wer genau dabei sein wird, wird dann in den kommenden Wochen publiziert und verkündet.

Welche Ziele verfolgt die NFTCONGERMANY?

Maximilian Wrede: Wir stellten in dem Zeitraum, in welchem wir uns mit NFTs beschäftigten fest, dass das Thema zwar insbesondere in Nordamerika eine immer größer werdende Rolle, insbesondere durch den Einstieg bekannter Persönlichkeiten, einnimmt. Wir mussten andererseits jedoch auch feststellen, dass die Community hier im deutschsprachigen Raum und auch in Europa doch noch recht überschaubar ist. Auch wenn selbstverständlich durch den ganzen Hype und die großen Namen durchaus ein Wachstum feststellbar ist.

Insofern haben wir uns als größtes Ziel gesetzt, der bereits existierenden Community eine Plattform zum Austausch zu geben und das Thema durch die Veranstaltung selbst einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Austausch der Szene findet dem Thema an sich „geschuldet“ bislang nahezu ausschließlich virtuell statt. Das Ganze wurde dann pandemiebedingt nochmals verstärkt.

Wir sind der Meinung, dass ein P2P-Event den Zusammenhalt und den Austausch der Community verstärkt und damit einhergehend das gesamte Thema öffentlichkeitswirksamer machen könnte, als dies auf rein virtueller Ebene möglich wäre.

Was erwartet Besucher und Aussteller?

Maximilian Wrede: Wer bereits klassische Kunstausstellungen besucht hat weiß, wie sich die dortige Atmosphäre oftmals recht erhaben und kühl anfühlt. Wir hingegen wollen für Besucher und Aussteller ein jugendliches Event in lockerer Atmosphäre schaffen.

Neben den Ausstellern von digitaler Kunst, werden zahlreiche Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen mit von der Partie sein und den Besuchern zeigen, in welcher Form sie das Thema NFT in ihren Produkten implementieren. Auch erwarten wir zahlreiche Redner aus der Szene und auch Musiker, welche sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

Wir wollen eine Mischung zwischen lockerem Zusammensein der Community, also Besuchern und Ausstellern, im Rahmen einer Messe und informativen Vorträgen anbieten.

Das Ganze soll durch weitere Bereiche der Ausstellung abgerundet werden, welche der Kommunikation der Besucher dienen sollen.

Was reizt Sie an den technischen Möglichkeiten, die NFT bietet?

Cagin Sahin: NFT ist die Abkürzung für „Non-Fungible-Token“ – also „nicht-austauschbares Objekt“. Im Prinzip ein einzigartiger Gegenstand, der nicht austauschbar ist.

Hört man diesen Begriff, so denkt man meistens an digitale Kunst, Videospiel-Charaktere oder virtuelle Landflächen. Oft vergisst man dadurch, dass hinter NFTs auch eine Technologie basierend auf der Blockchain steckt – wie Kryptowährungen.

Dadurch ist das Fundament der NFTs manipulations- und kopiersicher. Das legt den Grundstein für sehr viel Potenzial in der Zukunft. Es ist heute schon sehr einfach möglich Verträge, Patente, Lizenzen oder viele andere Dinge digital zu „Tokenisieren“ und abzusichern, um einen eindeutigen Eigentümer zu ermitteln. Wer weiß, wo die Zukunft hinführt, wenn das ganze Thema rund um NFTs zugänglicher wird bzw. mehr öffentliche Anwendung bekommt.

Vielleicht übergibt das Autohaus um die Ecke irgendwann neben dem Auto selbst noch ein NFT, oder der Grundbucheintrag für die neue Wohnung wird digitalisiert. 

Weil wir noch relativ am Anfang stehen, ist es für uns spannend zu sehen, wo die Reise hingehen kann. Das Potenzial für NFTs im Alltag ist riesig.

NFT ist in der Kunstszene durchaus umstritten. Wie können Sie Kritiker überzeugen, die wie der britische Maler David Hockney davor warnen, ihre Werke als NFT zu verkaufen?

Maximilian Wrede: Das ist eine gute Frage. Ich denke, man kann das Thema rein objektiv betrachtet tatsächlich kritisch sehen. Kritisch in Zusammenhang mit diversen Projekten, welche durch „künstlichen Hype“ in der Anonymität des Internets viel Geld gemacht haben und ihren Käufern wenig, bis keinen Nutzen oder Mehrwert bieten können. Auch von den Begriffen „Rug Pull“ oder „Exit Scam“ haben wir zuletzt oft gehört, was leider immer wieder vorkommt und in der klassischen Kunstwelt eher unwahrscheinlich ist.

Letztlich ist es aber wie überall auch. Angebot und Nachfrage regulieren den Preis – und wenn die Leute ein bestimmtes Projekt cool finden, dann sollen sie es kaufen. Geschmack liegt bekanntermaßen immer im Auge des Betrachters.

Nicht verstehen kann ich jedoch, wenn man beispielsweise Projekte wie die „Beeple-Collage“ welche kunsthandwerklich einfach gut ist und nach meinen Informationen extrem viel Zeit in Anspruch genommen hat, kritisieren kann. Auch finde ich es unverständlich, wenn man sich den technischen Möglichkeiten hinter den NFTs verschließt.

Cagin Sahin: So sehe ich es auch. Ich denke, etablierte Künstler müssen nicht zwingend alle ihre Werke nun auch als NFTs vertreiben. Man könnte aber durchaus darüber nachdenken, ob man zukünftig nicht zusätzlich zum physischen Kunstgegenstand ein NFT als „Certificate of Authenticity“ dazu vertreiben kann. Dies hätte für klassische Künstler gleich mehrere Vorteile. Sie würden an etwaigen Weiterverkäufen ihrer Werke mitverdienen und könnte Fälschungen oder Duplikaten vorbeugen.

Auch gibt es bei alten, klassischen Kunstwerken immer wieder Lücken in den Eigentumsnachweisen. Dieses Problem würde man mit einem dem Kunstwerk zugehörigen NFT rein technisch für immer beheben können, da das NFT unwiderruflich auf der Blockchain niedergeschrieben wäre und hierauf auch ein Wechsel der Eigentumsverhältnisse klar dargestellt würde.

Das österreichische Museum Belvedere hat vor kurzem mit seiner NFT-Auktion zu Gustav Klimts „Der Kuss“ für Aufsehen gesorgt. Sehen Sie hier die Gefahr, dass jetzt zahllose Museen diesem Beispiel folgen und den Markt überschwemmen?

Maximilian Wrede: Ich denke, wir sollten zunächst aufhören physische Kunst und digitale Kunst als gegenseitige Konkurrenten anzusehen. Beides kann nebeneinander oder wie beschrieben sogar miteinander funktionieren. Von daher sehe ich es insgesamt als große Chance, wenn auch bekannte Museen oder Kunstausstellungen sich dem Thema NFTs widmen und so eine Vielzahl von Menschen ansprechen können. Letztlich wird die Zukunft noch zeigen, wohin die Reise gehen wird, wir stehen im Prinzip noch ganz am Anfang.

Vielen Dank für das Gespräch!

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