Mit dem MIT in die Zukunft: Dr. Michael Scherz im Gespräch

Georg Steiner
| 3 min read

Am 27. März 2019 findet in der Wirtschaftskammer Österreich, in Wien die MIT Europe Conference 2019, eine Internationale Technologiekonferenz mit Spitzenforschern des Massachusetts Institute of Technology, statt.

Wir haben den Leiter der Gruppe Innovation der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in der Wirtschaftskammer Österreich, Dr. Michael Scherz dazu und zum Themenkomplex KI zum Interview gebeten.

Politiker und Gewerkschafter beschwören gerne die Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt. Sehen Sie dies genauso, oder betrachten Sie die technologische Entwicklung eher als Chance für die Entstehung neuer Jobs, deren Inhalte wir heute noch gar nicht kennen?

Roboter, die uns Jobs wegnehmen, sind natürlich ein allseits beliebtes Stammtischgespräch. Bei vielen Bereichen mag das stimmen. Künstliche Intelligenz wird einige Aufgaben übernehmen, die jetzt von Menschen erledigt werden.

Aber alle, die sich tiefer mit der Technologie beschäftigen, werden erkennen, dass Künstliche Intelligenz erstens hauptsächlich Tätigkeiten ersetzen wird, die sie besser erledigen kann als Menschen, und zweitens, dass Künstliche Intelligenz nie (oder sehr, sehr lange) ein voller Ersatz sein kann für einen Menschen.

Niemand weint heute den Schreib- bzw. Kopierstuben vom Büro von damals nach, wo dutzende Personen von jeweils einem Kopiergerät ersetzt wurden. Oder dem Eishändler, dessen ganze Branche vom Kühlschrank obsolet gemacht wurde.

Während sicherlich eine gesellschaftliche Debatte über das Angebot an niedrig-qualifizierter Arbeit definitiv nötig ist, lässt sich nicht von der Hand weisen, dass Künstliche Intelligenz eine Technologie ist, die vom Markt aufgrund der enormen Effizienzsteigerung und Kostenreduktion aufgegriffen werden wird. Bereits heute kombinieren Unternehmen aus Österreich ihr jahrzehnte- und teilweise jahrhundertelang aufgebautes Know-How mit Neuen Technologien, wie etwa Künstlicher Intelligenz, um auch in Zukunft weltweit kompetitiv und erfolgreich zu bleiben.

Welche Branchen sind Ihrer Meinung nach am stärksten vom Wandel betroffen?

Am stärksten von diesem Wandel betroffen sind Branchen, die über eine große Menge an genauen, gleichförmigen, und interverlinkten Datensätzen verfügen. Dazu gehören etwa Banken, Finanzdienstleister und Versicherer. Dazu kommen Branchen, in denen primäre Kundendaten und Betriebsdaten das Herzblut eines Unternehmens sind. Ein Beispiel ist etwa die Dienstleistungsindustrie, die auf einen freien Informationsfluss durch effizientere und schnellere Datenverarbeitung angewiesen ist. Hier könnte Künstliche Intelligenz schon bald der entscheidende Wettbewerbsvorteil sein.

Wie kann Österreich von der Forschungsarbeit eines Spitzeninstitutes wie dem MIT profitieren?

Österreichische Universitäten und Forschungseinrichtungen sind in vielen Bereichen weltweit führend und auch bestens international vernetzt. Ganz anders sieht das aber mit vielen Unternehmen aus, insbesondere KMU. Universitäten in den USA sind für Firmen praktisch ausschließlich mittels teurer Liaison – Programme zugänglich. Diese sind für kleine Firmen unerschwinglich. Ziel der Kooperationsprogramme der WKO mit Spitzenuniversitäten wie dem MIT ist, den kleinen österreichischen Unternehmen ebenfalls Zugang zu internationaler Spitzenforschung zu ermöglichen. Und das Angebot stößt auch auf große Resonanz.

Die MIT EUROPE CONFERENCE 2019 findet bereits zum siebenten Mal statt. Welche Erfolgsprojekte hat die Konferenz angestoßen, bzw. positiv beeinflusst?

Wir dürfen leider keine Details nennen, aber aus den bisherigen MIT Konferenzen ergaben sich bereits konkrete Projekte. So hatte ein außeruniversitäres Forschungsunternehmen, das sich auf die Bereiche Industrielle Assistenzsysteme und Additive Mikro-/Nano-Fertigung konzentriert, Gespräche zur Errichtung eines Kompetenzzentrums zum Thema Robotik. Ein österreichischer Hersteller von Flugrobotern und Hochleistungsdrohnen für industrielle Anwendungen legte auf einer dieser Konferenzen den Grundstein für eine bis heute andauernde Zusammenarbeit mit dem MIT im Entwicklungsbereich.

Welche Bereiche unserer Gesellschaft können davon profitieren?

In vielen Bereichen werden sprichwörtliche „Datenschätze“ gehoben werden, und zum ersten Mal können aus diesen Schätzen Informationen gewonnen werden, die viele Lebensbereiche erleichtern und eine neue Qualität geben können.

Stellen Sie sich nur vor, erheblich weniger Zeit und Ressourcen auf Buchhaltung und Reporting im Job zu verwenden, oder für Vergleichsangebote als Kunde. Auch im Bereich Gesundheit können diese Informationen helfen, Krankheitsbilder früher und genauer zu erkennen, und Entscheidungssupport in der Behandlung bieten.

Welche Rolle werden Kryptowährungen und Innovationen wie die Blockchain dabei spielen?

Die Blockchain Technologie könnte das Problem des Vertrauens lösen. In jeder wirtschaftlichen Transaktion bedarf es heute an einem System von Zwischenhändlern, wie etwa Banken, Finanzbehörden, Notaren und mehr, die den Wahrheitsgehalt eines Vertrages garantieren oder versichern.

Eine Blockchain ist im Grunde ein smarter Vertrag, der automatisch ausgeführt den Bedarf für diese Mittelmänner entfallen lassen kann. So betrachtet ähnelt Blockchain den Technologien, die sich hinter dem Begriff Künstliche Intelligenz verstecken, weil es den handelnden Personen und somit den Menschen mehr Zeit und Ressourcen für das wesentliche gibt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Kosten, das Programm und viele weitere Informationen zur MIT Europe Conference 2019 finden Sie hier.