Die Sorge vor der nächsten Weltfinanzkrise wächst

Georg Steiner
| 5 min read

Die Finanzwelt wird seit Jahrhunderten in regelmäßigen Abständen von schweren Krisen gebeutelt. Was mit der Tulpenmanie in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts begann, fand in der Neuzeit mit dem Schwarzen Montag 1987, der Dotcom-Blase 2000 und der Subprime-Krise 2007 seine Fortsetzung.

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Doch auch sogenannte „Schwarz Schwäne“ haben zuletzt deutliche Spuren im Weltfinanzsystem hinterlassen. Die bekanntesten davon waren sicherlich 9/11 und die aktuelle Corona-Pandemie. Diese Ereignisse haben bewiesen, dass sich die Finanzmärkte noch immer nicht ausreichend gegen extreme Szenarien abgesichert haben. Die teilweise von der Politik angestoßenen Veränderungen seit der letzten großen Krise, tragen nicht dazu bei auf die Krisenfestigkeit zu vertrauen.

Lehman Brothers löste den Sündenfall aus

Dafür gibt es mehrere Gründe. Als die Investmentbank Lehman Brothers 2008 zusammenbrach, haben die Notenbanken weltweit die Gelddruckmaschinen angeworfen und seither nicht mehr stillgelegt. Jener Prozess der Geldschöpfung aus dem Nichts, der durch unser Teilreservesystem befeuert wird, hat seither noch mehr Fahrt aufgenommen.

Doch das Geld aus der Druckerpresse kommt nur sehr verhalten in der Realwirtschaft an. Vielmehr landet es verstärkt in zahlreichen Anlageklassen, deren Wert seit Jahren massiv ansteigt. Bestes Beispiel für diesen Effekt sind Rekordkurse bei Aktienindizes und Immobilien. Dort wird nach wie vor massiv spekuliert. Was passiert, wenn so eine Blase platzt, konnte man vor einigen Jahren auch bei Kryptowährungen wie Bitcoin deutlich sehen. Doch nun ist die Vermögenspreisinflation kurz davor auch auf die Verbraucherpreise voll durchzuschlagen.

Denn nicht nur in den USA ist die Inflation im Vergleich zu den Vorjahren deutlich angestiegen. Die massiv gestiegene Geldmenge ist nun endgültig auch bei den Konsumenten angekommen. Das bringt Politik und Notenbanken in eine Zwickmühle. Einerseits ist es durch das Gelddrucken zwar gelungen die Währungen halbwegs zu stabilisieren, doch damit sind die Maßnahmen, die beispielsweise die EZB im Krisenfall ergreifen kann, ausgeschöpft.

Zombies, Inflation und ein starke Verflechtung prägen das Bild

Zahlreiche Unternehmen, die ohne billiges Geld längst Konkurs anmelden hätten müssen, sind im Markt verblieben und machen gesunden Firmen weiter ungesunde Konkurrenz. Die Inflation steigt, das Wirtschaftswachstum hinkt seinen Möglichkeiten hinterher. Entsteht durch die nächste Finanzkrise eine Marktbereinigung, kommen nicht nur die Geldhüter in Turbulenzen.

Denn in den letzten Jahren haben die Banken ihre Bilanzen mit Staatsanleihen vollgesogen. Das stellt kein Problem dar, solange Staaten finanziell nicht ins Trudeln kommen. Doch sollte ein großer EU-Staat wie Italien in Schieflage geraten, dann erfährt das europäische Bankensystem einen echten Stresstest.

Hohes Klumpenrisiko voraus?

Gleichzeitig hat die Politik die Regulierung in den letzten Jahren verschärft und so dafür gesorgt, dass sich die größten und einflussreichsten Unternehmen der Welt gegenseitig immer stärker untereinander beteiligt haben.

Diese Gemengelage kann im Krisenfall für ein gefährliches Klumpenrisiko sorgen und einen Dominoeffekt auslösen. Dieser war schon nach der Pleite von Lehman Brothers weltweit sicht- und spürbar. Diesmal könnte es noch deutlich schlimmer kommen. Schon vor zehn Jahren sorgte eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich für Aufsehen.

Sie wies nach, dass 1.300 Unternehmen vier Fünftel der Weltwirtschaft kontrollieren. Damit nicht genug lassen sich 40 Prozent des globalen Wohlstands auf nur 147 Konzerne zurückführen. Diese sind jedoch mittlerweile so stark untereinander beteiligt, wie nie zuvor. Fällt einer dieser Giganten, reisst er automatisch auch ein Loch in die Bilanzen zahlreicher anderer Unternehmen. Die 50 einflussreichsten Unternehmen dieser 145 bestehen zu einem großen Teil und Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften. Sie beeinflussen und kontrollieren sich gegenseitig.

Nervosität angesichts des chinesischen Immobiliengiganten

Angesichts dieser Voraussetzung ist es nicht verwunderlich, dass Finanzexperten in den letzten Tagen, angesichts der finanziellen Probleme des chinesischen Immobiliengiganten Evergrande, hoch nervös wurden. Immerhin war es China, dessen expansive Wirtschaftspolitik in den letzten Jahren mitgeholfen hat, die letzte Krise zu überwinden. Doch dessen Wirtschaft ist schwer überschuldet.

Evergrande alleine war in den letzten Jahren für zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts von China verantwortlich. Kein Wunder also, dass die Regierung nun mit aller Macht versucht, das Problem in den Griff zu bekommen. Mithilfe massiver staatlicher Eingriffe versucht man in Peking nun offenbar eine kontrollierte „Sprengung“ des Konzerns, um Dominoeffekte auf die Wirtschaft abzuwenden. Immerhin geht es um Schulden in Höhe von 300 Milliarden Dollar.

Europäische Einlagensicherung

Jetzt könnte man durchaus argumentieren, dass diese Risiken Privatpersonen nur am Rande betreffen würden. Schließlich gibt es die sogenannte Einlagensicherung. Dieser Schutz soll die Gläubiger bei einer Bankenkrise vor dem Verlust ihrer Bankguthaben bis zu einer Höhe von 100.000 Euro bewahren. Doch ein einfacher Vergleich zeigt, dass es sich dabei um ein Versprechen handelt, dass im Krisenfall schwer einzuhalten sein wird.

Das Geldvermögen der Deutschen ist aktuell so hoch wie nie zuvor. Nach Schätzungen der DZ Bank wird es Ende des aktuellen Jahres rund 7,6 Billionen Euro betragen. Der Anteil von Sichtanlagen und Bargeld beträgt laut dieser Schätzung 28,5 Prozent, das wären 2.166 Milliarden Euro. Der deutsche Staat nimmt derzeit rund 1.563 Milliarden Euro an Steuern pro Jahr ein. Die Gegenüberstellung dieser beiden Beträge zeigt, dass die Sicherung von Einlagen mit allergrößter Wahrscheinlichkeit illusorisch ist.

Was tun?

Es liegt daher an jedem Einzelnen sich verstärkt Finanzwissen anzueignen und seine Ersparnisse zu sichern. Das kann aufgrund der Niedrigzinspolitik nur noch mit einer breiten Streuung des Risikos funktionieren. Kryptowährungen entwickeln sich immer mehr zu einem von mehreren Standbeinen, auf die man die Last eines möglichen Risikos verteilt. Die zahlreichen Baustellen im Weltfinanzsystem werden uns auch weiterhin beschäftigen. Solange die Pandemie nicht beendet ist und die Notenbanken nicht aufhören die Zinsen künstlich nach unten zu drücken, besteht weiterhin die Gefahr einer massiven neuen Finanzkrise. Der Kurseinbruch von mehr als einem Drittel zu Beginn der Corona-Krise könnte da erst der Anfang sein. Wer sich dieser anhaltenden Risiken bewusst ist und nach Möglichkeit Vorsorge trifft, hat alles in seiner Macht stehende getan, um sein Vermögen zu schützen.

 

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