Blockpit CEO Florian Wimmer über CryptoTax, Regulierung, Verbote und Krypto-ETFs

Georg Steiner
| 7 min read

Der Höhenflug von Bitcoin, Ethereum, Ripple und anderen Kryptowährungen hat zahlreichen Anlegern seit dem Sommer 2020 schöne Gewinne verschafft. Doch wenn diese tatsächlich realisiert wurden, könnte dies zu entsprechend hohen Steuernachforderungen führen. Schließlich arbeitet die Politik in Deutschland längst an einem gesetzlichen Rahmen, um ihren Anteil am Steuerkuchen zu vergrößern.

Eine Hochrechnung des Kryptosteuer-Experten Blockpit, in Zusammenarbeit mit der Frankfurt School of Blockchain Center und der Dr. Andres Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, hat ergeben, dass alleine in Deutschland im Jahr 2020 mehr als 1,2 Mrd. Euro an Steuern auf Krypto-Assets fällig werden. Das wären immerhin rund 2 % des gesamten Aufkommens an Einkommenssteuer im Jahr 2019. 

De. Cryptonews.com hat dies zum Anlass genommen, um mit Florian Wimmer, dem CEO von Blockpit, über die Zukunft des Tradings, sein Unternehmen und die Zusammenarbeit mit Bitpanda zu sprechen.

Vielen Dank Herr Wimmer, dass Sie sich für uns Zeit nehmen. In unserem letzten Gespräch haben Sie die Vision formuliert, dass Blockpit einen Standard für Krypto-Tax-Reporting etabliert, um diesen Prozess so einfach wie möglich zu gestalten. Wie weit sind Sie auf diesem Weg schon gekommen?

Wir können einen stark wachsenden Bedarf nach so einem Reporting Standard wahrnehmen, da aktuell für beide Seiten die Aufbereitung und Verarbeitung von Krypto-Transaktionsdaten sehr komplex und unübersichtlich ist. Deshalb stehen wir auch mit allen Marktteilnehmern wie den Behörden oder den Börsen in einem ständigen Austausch, wie so ein Standard aussehen sollte und umsetzbar ist.

Da aber die Entwicklung des Kryptomarkts extrem schnelllebig ist (Stichwort: Decentralized Finance) und viele der Regulierungs-Bemühungen dahingehend noch hinterherhinken, müssen sich Trader noch etwas gedulden, bis es hier voll umfassende und einheitliche Regelungen geben wird.

Es geht derzeit vor allem darum, die vielen Eventualitäten und technischen Spezialitäten des Kryptomarkts zu berücksichtigen. Wenn man jedoch drei Jahre in die Vergangenheit sieht, gab es definitiv einen massiven Fortschritt.

Wie hat sich die Zusammenarbeit dem österreichischen Unternehmen Bitpanda gestaltet und welche Vorteile haben Blockpit Kunden von der Kooperation?

Bitpanda und Blockpit verfolgen von Anfang an die gleichen Werte, wenn es um unsere Produkte geht – allem voran Rechtssicherheit (Compliance) und Nutzerfreundlichkeit. Dadurch ergänzen wir einander perfekt, indem Blockpit durch das Verknüpfen seines Bitpanda-Accounts dem Nutzer das komplexe Thema der Steuerberechnung vollautomatisiert abnimmt.

Dadurch genießen Bitpanda-Kunden maximale Rechtssicherheit in Steuerfragen und das laufende Bewusstsein für die Steuerpflichtigkeit etwaiger erwirtschafteter Gewinne. Durch die lückenlose Dokumentation aller Trades hat man nicht nur eine gute Übersicht über sein aktuelles Portfolio (z. B. für steueroptimierende Tradingentscheidungen), sondern kann auch im Falle des Falles stets nachvollziehbar darlegen, welche Gewinne oder Verluste erwirtschaftet wurden.

Dies wird besonders wichtig werden, sobald die Behörden im Rahmen der DAC-8 Richtlinie Zugriff auf die Daten der Börsenplätze sogar auf Transaktionsebene erhalten werden können. Eine Dokumentation samt Meldung und Abfuhr der Steuerschuld eliminiert einen etwaigen Vorwurf der Steuerhinterziehung.

Große Pläne benötigen normalerweise umfangreiche finanzielle Mittel. Sie haben zuletzt eine erfolgreiche Finanzierungsrunde abgeschlossen. Wie wollen Sie die 10 Millionen Dollar international erfolgreicher Investoren einsetzen, um ihre Produkte weiterzuentwickeln?

Uns ist es wichtig mit CryptoTax schnellstmöglich sowohl den wachsenden Markt der Business-Kunden als auch neue internationale Märkte mit ihren eigenen länderspezifischen Gesetzesvorgaben abzudecken.

Die zusätzlichen Mittel werden somit in erster Linie für den Ausbau unseres Software- und Business-Development-Teams verwendet, um unsere Produkte weiterzuentwickeln und Partnerschaften sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich zu stärken. Die Unterstützung neuer Assetklassen, Anbindung weiterer Börsen, Wallets und DeFi-Protokolle sowie der Ausbau der vor Ort Betreuung in den neuen Märkten durch Experten und Ansprechpartner wird alle Segmente von Blockpit skalieren.

Bis 2023 planen wir alle europäischen Länder zu unterstützen und einen Report-Standard für Digitale Assets im europäischen Markt zu etablieren, sowie unsere Software in den Großteil der (Krypto-)Börsen und Steuerberatungskanzleien direkt zu interagieren.

Als Schnittstelle zwischen Tradern, Steuerberatern und Banken haben Sie sicherlich einen guten Einblick über die Entwicklung der Branche. Wie beurteilen Sie deren Zukunftsaussichten?

Viele institutionelle Player stehen in den Startlöchern und warten auf die nötige Regulatorik, um im Markt mitzumischen. Dabei geht es sowohl um Zugriff auf regulierte Finanzinstrumente (z. B. Krypto-ETFs) aber auch die nötige Rechtssicherheit um in allen Aspekten aktiv zu werden.

Die EU DAC-8-Richtlinie soll in Zukunft einen automatisierten Datenaustausch zwischen Krypto-Handelsplattform und Finanzbehörden in der EU erwirken. Dies schließt auch Börsen aus den USA oder aus Asien ein, da diese meistens auch mit einem Sitz in der EU reguliert sind.

Ähnliche Regularien entstehen gleichzeitig aber natürlich auch außerhalb der EU, wie z. B. in UK, Korea, Japan und natürlich den USA. Viele traditionelle Finanzdienstleister arbeiten bereits an Angeboten für die Verwahrung und den Handel von Bitcoin und anderen größeren Krypto-Assets, was die Massenadaption definitiv stark vorantreiben dürfte.

Die Staaten weltweit schwanken derzeit in ihrem Zugang zu Kryptowährungen zwischen Regulierung und Verbot. Welchen Weg erwarten Sie in Europa?

Den meisten scheint inzwischen bewusst zu sein, dass ein Verbot nur schwer bis unmöglich durchzusetzen ist. Eine angemessene Regulierung ist jedoch auch eine große Herausforderung, an der natürlich bereits länger gearbeitet wird.

Die EU DAC-8-Richtlinie könnte in einem ersten Schritt den Stein ins Rollen bringen und zu einer Rechtssicherheit in der gesamten EU führen. Dies wird gerade für junge und moderne Unternehmen attraktiv werden, die bereits jetzt auf der Blockchain basierende Lösungen anbieten können, aber aufgrund dieser mangelnden Regularien oder unerfüllbarer Compliance-Anforderungen ungerechtfertigterweise im rechtsfreien Graubereich agieren.

Wir gehen stark davon aus, dass sich die Technologie und deren Anwendungsfälle durchsetzen werden und nehmen gleichfalls wahr, dass auch auf EU-Ebene die Vorteile bereits erkannt und dementsprechend die Weichen gelegt werden. Andernfalls läuft Europa Gefahr von anderen Märkten abgehängt zu werden.

In Deutschland soll die geplante Kryptowertetransferverordnung (KryptoTransferV) dafür sorgen, dass alle Transaktionen von Kryptowährungen per Gesetz offengelegt werden müssen. Welche Chancen sehen Sie für Ihr Unternehmen, wenn dieses Gesetz tatsächlich so beschlossen wird?

Die geplante Verordnung bildet gemeinsam mit DAC-8 einen großen Schritt um Geldwäsche und Steuerhinterziehung zu verhindern. Jegliche Bemühungen in diese Richtung sind natürlich ein Segen für unseren Unternehmenszweck, da der Bedarf nach automatisierter Transaktionsanalyse stark steigt.

Es muss jedoch bewusst sein, dass diese nur regulierte Finanzdienstleister betrifft, es ist also nicht jeder Bürger verpflichtet seine Transaktionen zu melden – steuerpflichtige Gewinne aber natürlich schon.

Ein großer Punkt der Verordnung ist die sogenannte „De-anonymisierung“ von Wallets. Dies heißt bei Einzahlung und Auszahlung auf einen Broker/Börse, muss dieser das Wallet mit der natürlichen bzw. rechtlichen Person verknüpfen und an Behörden melden.

So könnte jederzeit auch kontrolliert werden, welche Personen an welchen dezentralen (pseudonymen) Transaktionen beteiligt sind und ob diese die gesetzlichen Sanktionen oder Verpflichtungen unterliegen.

Seit Ende 2019 gelten Kryptowerte wie Kryptowährungen und Security Token in Deutschland offiziell als Finanzwerte und müssen daher auch so behandelt werden. Wie können Trader und Investoren ihre Web-App CryptoTax nutzen, um weiterhin rechtskonform handeln zu können?

Mit CryptoTax können Krypto-Trader und Investoren ihre steuerpflichtigen Gewinne aus dem Handel mit Krypto-Assets automatisiert berechnen und ausweisen. Wir zielen dabei auf größtmögliche Automatisierung und Rechtssicherheit ab, um den Umgang mit der Software sehr einfach zu halten.

Berücksichtigt werden dabei auch Einkünfte aus Airdrops, Staking, DeFi, Lending, Mining, Hardforks, Margin Trading u. v. m. Die Daten werden dabei von gängigen Kryptobörsen oder eigenen Wallets in Echtzeit ausgelesen, standardisiert und mittels eines länderspezifischen Steuer-Frameworks verarbeitet.

Die ausgewiesenen relevanten Daten und Berichte schaffen Sicherheit, dass bei der Steuererklärung und der Kommunikation mit dem Finanzamt auch alles passt. Unsere Softwarelösung schafft Übersicht, hilft dabei Fallstricke zu vermeiden und mit steuerbewussten Tradingentscheidungen die eigene Steuerlast zu optimieren. Man kann also neben einem ruhigen Schlaf auch noch bares Geld sparen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über Blockpit

Blockpit wurde 2017 in Österreich gegründet und ist ein führender Entwickler von Finanz-Compliance-Lösungen für das Portfolio-Management und Steuerreporting von auf Blockchain Technologie basierenden Crypto Assets.

Einzelpersonen als auch Firmen profitieren von den Steuer-Compliance Lösungen, die regelmäßig von einer Big Four Wirtschaftsprüfungsgesellschaft überprüft werden. Mit Stand heute bietet Blockpit seine Steuerreporting-Dienstleistungen in Österreich, Deutschland, Spanien, Frankreich, der Schweiz und den Vereinigten Staaten von Amerika an und bildet hier die Schnittstelle zwischen Tradern, Steuerberatern, Institutionen und den Finanzbehörden.