Blockpit CEO Florian Wimmer im Interview

Georg Steiner
| 5 min read

Im Interview mit de.CryptoNews erzählt Blockpit CEO Florian Wimmer von seinem Unternehmen und seinen zukünftigen Projekten.

Die Blockpit GmbH wurde Anfang September 2017 in Linz, Österreich gegründet. Das Unternehmen löst komplexe, plattformübergreifende Berechnungen und liefert benutzerfreundliche Monitoring-Interfaces für private Kryptowährungs-Trader sowie Firmen, die Blockchain Technologie nutzen.

De. cryptonews.com hat mit dem Blockpit CEO Florian Wimmer ein Interview geführt.

Vielen Dank für Ihre Zeit. Was hat ursprünglich Ihr Interesse an Kryptowährungen geweckt?

Sehr gerne, ich war eigentlich immer schon sehr technisch interessiert. Das erste Mal von Bitcoin habe ich 2011 in einem Onlineforum gelesen, hielt es damals aber für eine "Spiel-Währung" und das Mining und Speichern eines Wallets war mir zu aufwändig. [Ja, bereue ich natürlich ;)]

2015 hat mir dann ein Bekannter, der damals leider in ein Mining-Schneeballsystem involviert war, von dieser großartigen Investmentmöglichkeit erzählt. Als ich dann den Preisanstieg und die stark gewachsene Adaption von Bitcoin sah, stieg mein Interesse doch an. Ich habe mich dann wochenlang in Blockchain Technologie und Kryptowährungen eingelesen und folgend meine ersten Bitcoins gekauft.

Was bietet Ihr Unternehmen Blockpit.io seinen Kunden an?

Aktuell gibt es ein großes Problem mit der Regulierung von Kryptowährungen, das sowohl viele Staaten als auch Nutzer betrifft. Ein maßgeblicher Teil davon betrifft die korrekte Versteuerung von Kryptowährungs-Gewinnen.

Während Regierungen zunehmen mehr Ressourcen in die Hand nehmen um Nutzer zu identifizieren, weiß der normale Trader womöglich gar nicht, dass er sich der Steuerhinterziehung schuldig gemacht hat.

Blockpit bietet eine Plattform, die es ermöglicht alle Krypto-Einnahmequellen übersichtlich zu kombinieren und berechnet in Echtzeit wichtige Kennzahlen wie realisierte Gewinne und Portfolioentwicklung.

Im Normalfall reicht es, seinen Account einmal einzurichten, danach werden mittels API und Blockchain Monitoring neue Transaktionen automatisch importiert. Eine komplette Transaktionshistorie kann jederzeit ausgegeben werden, um die Steuererklärung maßgeblich zu vereinfachen.

Wir bieten auch in Kooperation mit verschiedensten Steuerberatern an, die Erklärung direkt über die Blockpit Plattform abzuwickeln und damit getrost die Verantwortung abzugeben.

In welchen Ländern kann Ihr Monitoring Tool eingesetzt werden?

Aktuell bieten wir sogenannte FIFO (First-in-First-out) Berechnung für den Steuerreport an, welche in Ländern wie z.B: Österreich, Deutschland und USA verwendet werden kann.

Dabei wird auch auf Besonderheiten wie die Steuerfreiheit bei einer Haltefrist von über einem Jahr geachtet. Für diese drei Ländern funktioniert also bereits der gesamte Prozess. Wir arbeiten natürlich konsequent daran, auch weitere Länder zu unterstützen.

Der Fokus liegt derzeit auf Europa, jedoch ist natürlich eine globale Abdeckung das Ziel. Durch die Zusammenarbeit mit KPMG, einem etablierten Steuerberatungsunternehmen mit globalem Netzwerk, haben wir einen Partner, der diese Skalierung stark unterstützt.

Wie sorgen Sie für Rechtssicherheit für den Kunden, wenn dieser Ihr Produkt nutzt?

Auf der einen Seite unterziehen wir unser Tool regelmäßig einem Audit durch einen externen Prüfer, damit sowohl technisch und steuerlich alles richtig abgehandelt wird. Auf der anderen Seite bieten wir wie erwähnt die Möglichkeit, den Steuerreport durch einen lizenzierten Steuerberater im Blockpit Netzwerk kontrollieren, absegnen und direkt beim Finanzamt einreichen zu lassen.

Dadurch übernimmt dieser die Haftung für den Klienten. Auch arbeiten wir bereits mit den Steuerbehörden (BMF) in Österreich zusammen, um staatliche Software anzubinden.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Steuersituation in Österreich/Deutschland beim Handel mit Kryptowährungen. Worauf müssen Händler achten?

In Österreich und Deutschland haben wir zumindest eine klare (wenn auch komplexe) Definition, wie Kryptowährungen zu versteuern sind. Leider befinden wir uns weit weg von einer "Steueroase". Da Kryptowährungs-Gewinne unter die Einkommenssteuer fallen, ist der anfallende Steuersatz je Person verschieden, jedoch sehr schnell über 40%.

Persönlich sehe ich Kryptowährungs-Gewinne eher in der Kapitalertragssteuer mit einem fixen Steuersatz, aber das kann sich vielleicht in den nächsten Jahren noch ändern.

Der Händler sollte jedenfalls auf diese Dinge achten: Gewinne und Verluste fallen erst dann in die Steuer, wenn sie realisiert wurden. Das heiß, das Asset (der Coin/Token) wird hergegeben, z.B: gegen Euro oder auch eine andere Währung oder eine Sache getauscht.

Hier kommt die Haltefrist von einem Jahr ins Spiel, welche Gewinne steuerfrei werden lässt. Das heißt, wird eine Währung gekauft und erst nach 365 Tagen wieder realisiert, sind diese Gewinne nicht zu versteuern.

Auch ist es eine gute Idee, sich gegen Ende des Jahres mit seinem Portfolio auseinanderzusetzen und eventuelle Verluste zu realisieren um die Steuerlast zu senken. Also das Asset mit Verlust zu verkaufen und ggf. sofort wieder einzukaufen, um die Verluste real werden zu lassen.

Was plant Blockpit.io für die Zukunft?

Die Vision von Blockpit ist es, einen Standard für Krypto-Tax-Reporting zu etablieren um diesen Prozess so einfach wie möglich zu gestalten. Wir wollen auch Steuerberater mit dem neuen Klientele von Kryptowährungs-Händlern zusammenführen.

Um diese Vision in Europa und vielleicht sogar darüber hinaus umzusetzen, benötigen wir natürlich Ressourcen. Daher planen wir mit Sommer 2018 einen Token-Sale, welcher diese Ressourcen bereitstellen soll und gleichzeitig ein weltweites Ökosystem über den Blockpit TAX Token ermöglicht. Details dazu werden wir mit 1. Juni veröffentlichen.

Die Blockchain war auch beim gerade zu Ende gegangenen Festival 4GameChangers in Wien ein großes Thema. Welche Erfahrungen haben Sie dort gesammelt, bzw. wie waren die Reaktionen auf Ihre Keynote?

Die Reaktionen waren allesamt sehr gut, die Keynote hat einige Personen zu unserem Stand gebracht. Es hat sich vor allem gezeigt, dass das Steuerproblem wirklich weit verbreitet ist und sich viele Personen auch Gedanken dazu machen. Daher ist es auch für uns wichtig auf diesen Events die Botschaft zu verbreiten, dass es eine Lösung gibt an welcher auch pausenlos gearbeitet wird.

Was sind die drängendsten Fragen, die die Kryptogemeinde derzeit interessieren?

Allem voran natürlich "When Lambo?" – nein, aber im Ernst, viele uninformierte Investoren fragen sich nur, wann und ob der Markt wieder nach oben geht. Währenddessen blicken etablierte Trader auf die Entwicklungen in Sachen Regulierung und natürlich Umsetzung von aktuellen Blockchain-Projekten.

Ein weiteres großes Thema ist die Problematik der Skalierung, vor allem auf der Bitcoin und Ethereum Blockchain, sowie die Etablierung von dezentralisierten Börsen. Wird es eine akzeptable Lösung geben? Und wann ist es soweit?

Was raten Sie jemandem, der sich für das Thema Krypto interessiert, aber nicht genau weiß, wo und wie er seriöse Informationen zu dem Thema bekommt?

Es gibt einige gute Unterlagen zum Thema, etwa das Buch von Dr. Julian Hosp, welches die Basics sehr gut erklärt. Wenn es zum Thema Handel von Kryptowährungen und Steuern kommt, bieten wir unter www.blockpit.io/blog einige leicht verdauliche Beiträge für Einsteiger an.

Jedenfalls ist gerade bei Empfehlungen Vorsicht geboten, auch bei seriös wirkenden Quellen. Es gilt DYOR (Do Your Own Research!).

Vielen Dank für das Gespräch!