Bitcoin ist nicht anonym: Bitcoin & Blockchain Expertin Anita Posch im Gespräch

Georg Steiner
| 4 min read

Die Bitcoin Podcasts von Anita Posch können Sie seit kurzem auch auf de.CryptoNews.com hören. Wir haben die Expertin zum Interview gebeten.

Was hat Sie ursprünglich am Thema Kryptowährungen und Blockchain begeistert?

Die Möglichkeit, dass wir ein wieder offeneres und freies Internet gestalten können. Für uns in Europa bieten öffentliche Blockchains und das dezentrale Netz neue Fomen des Schutzes der Privatsphäre. Ich denke da an die Weitergabe unserer Daten an Facebook, Google & Co. genauso wie an Überwachungsmethoden von Regierungsbehörden.

Dies wird sich in Zukunft durch Kryptographie und dezentrale Services ändern. Es wird Mikro-Bezahlformen geben mit denen Produzierende im Bereich Musik, Journalismus, Podcasts etc. neue Möglichkeiten haben Einkommen zu erzielen, ohne von großen Unternehmen abhängig zu sein. Am meisten überzeugt bin ich von der Nutzung nativer, digitaler Assets auf einer Blockchain. Transparenz, Offenheit und Unveränderbarkeit sind Eigenschaften, die im Finanzbereich den größten Einfluss haben werden.

Rund 3 Milliarden Menschen weltweit verfügen über kein Bankkonto. Diese könnten durch eine neue Geldform wie Bitcoin erstmals am wirtschaftlichen Leben teilhaben und bekommen neue Chancen.

Welchen Rat geben Sie Bitcoin Neulingen, worauf sollten sie in erster Linie achten?

Das Wichtigste ist, dass man Bitcoin & Co. nur besitzt, wenn man den privaten Schlüssel dafür selbst in der eigenen Wallet verwaltet. Das ist bei vielen Exchanges, wo man Euro in Krypto tauschen kann, nicht der Fall. Wenn diese Börsen pleite gehen oder gehacked werden, ist das Geld weg.

Sie haben ein Buch zum Thema geschrieben. Bitcoin & Co.: Kryptowährungen sicher kaufen, verwalten und verwahren. Wie kam es dazu?

Ich fand, dass es keine Einsteiger-Bücher zum Thema Bitcoin gab, die die praktische Nutzung von Beginn an beschreiben. Also, wie man an Bitcoin & Co. kommt, bei welcher Börse man tauschen soll, welche Wallets man verwenden soll und so weiter.

Was sind die populärsten Missverständnisse beim Thema Kryptowährungen?

Dass der Begriff Kryptowährung eigentlich falsch ist. Das hat sich so eingebürgert, aber als Währung wird nur das gesetzliche Zahlungsmittel eines Landes bezeichnet. Falsch ist weiters, dass Bitcoin anonym ist und Drogen und Terrorismus-Finanzierung leichter ermöglicht als Bargeld, dass man einen ganzen Bitcoin kaufen muss und dass es so etwas wie Bitcoin Münzen gibt.

Wie schätzen Sie den weiteren Kursverlauf der wichtigsten Kryptowährungen ein? Kann eine verstärkte Regulierung soweit Sicherheit schaffen, dass es zu deutlichen Kursanstiegen kommt?

Ich gebe keine Kurs-Schätzungen ab. Eine Regulierung, die Platz für Innovationen lässt, sorgt bestimmt für mehr Interesse und die Bereitschaft institutioneller Investor*innen in den Kryptomarkt einzusteigen. Das Vertrauen der Menschen in dieses neue private Geld würde durch leichte staatliche Regulierung, die ja auch eine Art Anerkennung ist, mit Sicherheit gestärkt werden.

Wovon hängt Ihrer Meinung nach der langfristige Erfolg von Bitcoin ab?

Vom Vertrauen der Menschen in diese neue Technologie, die gleichzeitig eine neue Geldform ist. Von der Entwicklung einfach zu bedienender Wallets und der erfolgreichen Einführung von Technologien wie z.B. Lightning, die mehr Transaktionen zu weniger Kosten ermöglichen. Und davon, dass die weltweite Open Source Entwicklungs-Community an einem Strang zieht und Konsens findet, ohne laufend in neue Hard-Forks zu laufen.

Manche Experten sehen die Technologie der Blockchain bereits als gesicherten Meilenstein für die Zukunft, geben den Kryptowährungen aber wenig Chancen. Wie sehen Sie das?

Das sehe ich ganz anders. Erstens gäbe es die Blockchain Technologie gar nicht, wenn die Bitcoin Blockchain nicht 2009 erfunden worden wäre. Daher kann man das nicht trennen. Ich glaube, man sagt das gerne, um sich dem heiß diskutierten Thema privates Geld versus staatliches Geld nicht stellen zu müssen.

Da kommt es dann sehr oft zu hitzigen Debatten über Kapitalisums, Verteilungsgerechtigkeit, Ökonomie usw. Darüber zu sprechen wie die Blockchain-Technologie unsere Welt verbessern wird, ist stressfreier und weniger angreifbar. In unseren Breiten, wo Wohlstand und Konsumismus herrscht – bezahlt mit Kreditkarte und Paypal – ist das Gefühl für die Notwendigkeit von Kryptowährungen weniger gegeben als in Zimbabwe oder Venezuela, wo das staatliche Geldsystem vollends zusammengebrochen ist.

Ich glaube, dass Blockchain-Anwendungen im Energiebereich und in allen Bereichen, wo digitale Werte ausgetauscht und langfristig gesichert werden sollen, die besten Zukunftschancen haben.

Interessierte können sich in Ihrer Online Akademie weiterbilden, bzw. Sie persönlich als Vortragende buchen. An wen richten sich diese Angebote?

In der online Akademie gibt es drei Angebote, die aufeinander aufbauen.

Das Grundlagenseminar Bitcoin & Blockchains verstehen, ist im beruflichen wie privaten Bereich nützlich. Es sind dazu keine Vorkenntnisse notwendig und ich stehe für Fragen zur Verfügung. Wer einen Job in der “Blockchain Branche” sucht, hat damit sicher bessere Karten.

Die Kurse Bitcoin nutzen und Ledger Wallet installieren, sind für Leute gedacht, die einen schnellen praktischen Einstieg suchen und gleich mit Bitcoin & Co. loslegen wollen. Meine Vorträge sind an Unternehmen und Organisationen gerichtet, die intern oder auf Konferenzen die Themen Bitcoin & Blockchains abdecken möchten.

Vielen Dank!

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