block42 CEO Lukas Götz: Rechtssicherheit für Kryptowährungen

Georg Steiner
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Lukas Götz ist nicht nur CEO und Mitbegründer des österreichischen Blockchain-Unternehmens block42, sondern auch, gemeinsam mit seiner Frau, im Besitz des ersten Blockchain-basierten, rechtsgültigen Ehevertrags im deutschsprachigen Raum. Wir haben ihn dazu zum Gespräch gebeten.

Vielen Dank für Ihre Zeit Herr Götz. Ihr Unternehmen block42 und sie selbst haben vor einigen Tage mit der Meldung über den ersten Blockchain-basierten Ehevertrag im deutschsprachigen Raum für Aufsehen gesorgt. Wie kam es dazu?

Die Hochzeit von mir und meiner Frau bot die Gelegenheit aufzuzeigen, welches Potenzial die Blockchain-Technologie mit sich bringt. Durch die dynamische Verwaltung von Vermögensgegenständen erwarten wir uns im Laufe unserer Ehe einfach und schnell regeln zu können, wem welche Vermögenswerte zustehen.

Uns war es wichtig einen Ehevertrag abzuschließen, welcher auch tatsächlich Rechtssicherheit bietet. Wir wollten keinen „PR-Gag“ durchführen so wie es andere Blockchain-Eheverträge zuvor machten, sondern einen gültigen Vertrag abschließen. Daher arbeiteten wir eng mit der Wiener Anwaltskanzlei Stalder Völkel zusammen um einen, nach österreichischem Recht, gültigen Vertrag auf der Blockchain abzuschließen. Der Vertragsabschluss erfolgte demnach auch in Form eines Notariatsaktes und ist somit rechtlich gültig.

Was ist die technische Basis des Ehevertrags?

Der Ehevertrag ist als Smart Contract auf der Ethereum-Blockchain implementiert. Sowohl meine Ehefrau als auch ich besitzen ein Ethereum-Wallet über welches wir auf den Ehevertrag zugreifen. Über eine eigens entwickelte Benutzeroberfläche ist eine simple Interaktion mit dem “Smart Wedding Contract” möglich.

Wie wird der Smart Contract, der die Bedingungen des Ehevertrags regelt, regelmäßig aktualisiert?

Beide Ehepartner haben sich darauf geeinigt den Blockchain-basierten Ehevertrag laufend zu aktualisieren. So fügen wir beispielsweise bei der Anschaffung eines neuen Autos, dieses dem Ehevertrag hinzu und regeln zugleich die Besitzverhältnisse. Eine weitere Eigenschaft des Smart Wedding Contracts ist, dass dieser über ein Ethereum-Wallet verfügt. Gemeinsame Ausgaben meiner Frau und mir können über dieses Wallet beglichen werden. Der Ehevertrag ist demnach kein statisches Dokument, sondern passt sich an unsere Lebensumstände als Ehepaar laufend an.

Wie würde der Smart Contract, im Fall des Falles, die Gütertrennung abwickeln? Können Sie uns das anhand konkreter Vermögenswerte erläutern?

In der aktuellen Version stellt der Smart Contract sicher, wem welche Vermögensgegenstände zu welchen Anteilen zustehen. Diese werden im Laufe der Ehe von beiden Partnern dem Vertrag hinzugefügt und jeweils vom anderen bestätigt. Kommt es zur Scheidung wertet der Smart Contract die zuvor eingebrachten Vermögensverhältnisse aus. Damit erhalten beide Ehepartner einen nachweisbaren und fälschungssicheren Überblick über die ihnen zustehenden Vermögenswerte.

Mit der Verbreitung von sogenannten NFTs (Non Fungible Token) werden in Zukunft sämtliche physischen Objekte als Token, dessen Inhaber zugleich als Eigentümer des physischen Objektes gilt, abgebildet sein. In diesem Fall können bei der Scheidung die Tokens automatisch in das Wallet des jeweiligen Ehepartners vom Smart Contract übertragen werden.

Handelt es sich bei dem Blockchain-basierten Ehevertrag um ein Standardmodell? Anders gefragt kann jeder, der so etwas haben möchte, diesen Vertrag bei Ihnen und einer Rechtsanwaltskanzlei beauftragen?

Primäres Ziel des Blockchain-basierten Ehevertrags war es, aufzuzeigen welche Möglichkeiten die Blockchain bietet und wohin sich diese Technologie in den nächsten Jahren entwickeln wird. Für interessierte Ehepaare sind wir jedoch offen einen ähnlichen Vertrag auf der Blockchain aufzusetzen.

Welche Leistungen bietet Ihr Unternehmen block42 seinen Kunden an?

block42 wurde mit dem Ziel gegründet Unternehmen und sonstige Organisationen dabei zu unterstützen, das Potenzial der Blockchain-Technologie zu erkennen und einzusetzen. Unser Leistungsangebot erstreckt sich von Schulungen, über die Erstellung einer auf das jeweilige Unternehmen zugeschnittenen Blockchain-Strategie, bis hin zur Entwicklung von Proof-of-Concepts und vollwertigen Produkten auf Blockchain-Basis.

Die G20 haben sich vor wenigen Tagen auf einheitliche Krypto-Steuern geeinigt. Was erwarten Sie von einer stärkeren Regulierung?

Ich stehe dieser Entwicklung sehr positiv gegenüber. Blockchain-Technologie und allen voran darauf aufbauende Kryptowährungen benötigen einen rechtssicheren Raum in dem sie sich bewegen dürfen. Erst durch eine klare Regulierung werden etablierte Unternehmen bereit sein in diesen Bereich vorzudringen. Liechtenstein nimmt mit dem „Blockchain Act“ eine führende Rolle in Sachen Blockchain-Regulierung ein. Die Gefahr einer „Überregulierung“ sehe ich nicht, da ich der Meinung bin, dass alle Verantwortlichen sich der großen Chance dieser disruptiven Technologie bewusst sind.